Zufrieden mit Demo

■ Innensenator und Veranstalter der NOlympia-Demo loben ihre Lager / 27 Festnahmen und 18 verletzte Polizisten

Berlin. Wie nicht anders zu erwarten, ist die Anti-Olympia-Demonstration vom Sonntag bei Gegnern und Befürwortern der Spiele gänzlich unterschiedlich beurteilt worden. Voll des Lobes war gestern Innensenator Dieter Heckelmann (CDU), der den Beamten für ihr „besonnenes und entschiedenes Vorgehen“ dankte.

Ein wenig pessimistischer schätzte Polizeipräsident Hagen Saberschinsky den Verlauf der Demonstration ein. Es habe teilweise erhebliche Ausschreitungen gegeben. Nur der richtigen Lageeinschätzung und polizeitaktischen Maßnahmen habe man es zu verdanken, daß während der gewalttätigten Auseinandersetzungen vor dem Büro der Olympia GmbH die Demonstration nicht aufgelöst worden sei.

Nach den Anfeindungen der letzten Tage präsentierten sich gestern die Vertreter der Berliner Anti-Olympia-Koordination (BAK) in sichtlich gelöster Stimmung. Judith Demba, sportpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Grüne, wertete die Demonstration als „absolut zufriedenstellend“. Trotz der Kriminalisierungsstrategie hätten 15.000 Menschen die Chance genutzt, ihren Unwillen gegen die Austragung der Spiele zu zeigen. Der Polizei warf sie vor, entgegen den Absprachen Spaliere gebildet und Helme getragen zu haben.

Wie Demba forderte auch Harald Wolf, Mitglied der PDS-Fraktion, die sofortige Rücknahme der Bewerbung. Berlin müsse alle geplanten Olympia-Bauvorhaben einstellen. An die Adresse der SPD richtete der stellvertretende Landesvorsitzende der Jungsozialisten, Holger Thärichen, den Appell, die Demonstration zum Anlaß zu nehmen, noch einmal über die Finanzierung der Spiele zu debattieren. Strahlende Gesichter auch bei den Autonomen. Einer ihrer Vertreter vom Anti-Olympia-Komitee (AOK) verglich den Aufenthalt der IOC-Prüfungskommission mit einem „mobilen Hochsicherheitstrakt“. Es sei gelungen, bei den IOC-Mitgliedern einen „bleibenden Eindruck“ zu hinterlassen. Während und nach der Demonstration wurden laut Polizei 27 Personen festgenommen, 18 Beamte seien verletzt worden. Zu kleineren Zwischenfällen kam es am Sonntag abend. In einer Filiale der Berliner Bank im Bezirk Prenzlauer Berg warfen Olympia- Gegner Scheiben ein. Auch beim Kaufhauskonzern Hertie in Neukölln klirrten kurz vor Mitternacht Scheiben.

Mit massiver Polizeipräsenz in der Stadt ist noch bis Mittwoch abend, 19 Uhr zu rechnen. Dies geht aus einem der taz vorliegenden „Operativen Schnellplan“ der Polizei hervor. Darin wird das „volle Ausschöpfen“ des Berliner Polizeigesetzes (ASOG) gefordert. Hierzu zählen laut Anordnung insbesondere die Feststellung der Personalien, Durchsuchung, Sicherstellung/Beschlagnahme, Freiheitsentzug und Platzverweis. Außerdem soll durch „mobilen Raumschutz“ in der Stadt „deutliche Präsenz“ gezeigt werden. Severin Weiland