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Das Wort Streik gibt's in der Firmenphilosophie nicht

■ Der Opel-Konzern, der sich wegen seiner Zusage, die Tarifforderungen im Werk Eisenach zu erfüllen, mit dem Gesamtmetallverband angelegt hatte, fürchtet Streik

„In Eisenach steht das modernste und ,leanste‘ Automobilwerk in ganz Europa“, sagt Klaus Franz, Betriebsratsmitglied im Stammhaus des Opel-Konzerns in Rüsselsheim. Und weil das aus Japan importierte und auf europäische Verhältnisse zugeschnittene Konzept der „Lean-Production“ (größtmögliche Produktion unter geringstmöglichem Aufwand) bei Opel in Eisenach optimal umgesetzt worden sei und die Produktion dort „wie geschmiert“ laufe, fürchte der Vorstand einen Streik wie der Teufel das Weihwasser.

In der Tat, drei Tage nachdem Opel dem Verband der Metallarbeitgeber in Thüringen beigetreten war, legten sich die Autobauer aus Rüsselsheim und Eisenach quer zur Konfrontationslinie von Gesamtmetall. Daß ausgerechnet Vorstandsmitglied Schlotfeldt als Tarifverhandlungsführer der hessischen Metallarbeitgeber in Rüsselsheim verkündete, daß der Konzern in Eisenach/Thüringen den Tarifvertrag einhalten und den geforderten Lohnzuwachs von 26 Prozent zahlen werde, hat in der Kölner Zentrale für zusätzlichen Ärger gesorgt. Vom „Verrat des scheidenden Vorständlers Schlotfeldt“ sei dort nicht nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen worden, wissen Mitarbeiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit in Rüsselsheim zu berichten. Und auch für Vorstandsmitglied Enderle, in Rüsselsheim zuständig für das Werk Eisenach, habe es „verbale Prügel“ gegeben. Enderle hatte den Eisenacher Opelanern im Rahmen einer Betriebsversammlung die Erfüllung des Tarifvertrages zugesichert.

Doch bis es so weit war, habe man einen „harten Kampf“ ausfechten müssen, sagte der Betriebsratsvorsitzende von Opel in Eisenach, Harald Lieske, im Gespräch mit der taz. Bis zum Europapräsidenten von General Motors drangen die Betriebsräte aus dem Osten vor, um Druck auf den Opel-Vorstand ausüben zu können, der sich zum Jahreswechsel noch „uneinsichtig“ gezeigt habe.

Daß die Opel-Mitarbeiter in Eisenach heute die geforderten 26 % mehr Lohn haben, ist für Lieske nicht nur ein Erfolg der Überzeugungsarbeit der Betriebsräte in Eisenach und Rüsselsheim. Erst die unmißverständliche Demonstration der Streikbereitschaft in Eisenach habe zur „späten Einsicht“ der Unternehmensleitung geführt. In der besonderen Firmenphilosophie im Montagewerk Eisenach, so Lieske, komme das Wort „Streik“ nämlich nicht vor. Das sieht auch der Pressechef von Opel in Eisenach, Uwe Berlinghoff, ähnlich. Das „gute Verhältnis“ zwischen der Unternehmensleitung und den Arbeitnehmervertretern sei eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren der neuen, auf Teamwork ausgerichteten Produktionsstrategie. Berlinghoff: „Wo sonst sitzen die Betriebsräte mit in den Management-Meetings?“

Doch noch ist Betriebsratschef Lieske mit der Kapitalseite nicht zufrieden. Im Grunde habe Opel für die Eisenacher nur 12 Prozent mehr an Tariflohn ausgeschüttet. Die restlichen 14 Prozent zur Erfüllung der tariflich vereinbarten 26prozentigen Lohnerhöhung würden als „übertarifliche Leistungen“ deklariert. Und die seien, so Lieske, jederzeit wieder aufkündbar. Lieske: „Da liegt der Hund begraben.“ Daß der dem Konzern doch noch in die Hand beißen könnte, befürchtet auch Berlinghoff. Und verweist darauf, daß es sich bei der Erfüllung des Tarifvertrages durch Opel nur um eine „Übergangslösung“ handele. Klaus-Peter Klingelschmitt

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