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Hübsches Schnäppchen

■ "Cats" haben bald genug miaut: "Stella GmbH" will der Stadt das Operettenhaus abkaufen / Kulturbehörde riecht fetten Braten

abkaufen / Kulturbehörde riecht fetten Braten

Das Hamburger Operettenhaus soll einen neuen Besitzer bekommen. Wie das Abendblatt berichtete, will die Stadt den Musentempel für 15,7 Millionen Mark an die Musical-Firma „Stella“ verhökern. Matthias Woisin, Pressesprecher der Finanzbehörde, bestätigte gestern allerdings nur, daß die Katzen-Macher-GmbH derzeit mit der Stadt über den Kauf des Hauses am Spielbudenplatz verhandelt. „Über die Kaufsumme darf ich vor dem 23. April nichts sagen“, hielt sich Woisin gegenüber der taz bedeckt.

Ob die Stadt sich auch nach anderen Interessenten umgesehen habe, wollte Woisin „weder bestätigen noch dementieren“. Über Zustimmung oder Ablehnung zu dem bereits ausgehandelten Vertrag soll am kommenden Freitag die Finanzdeputation entscheiden. Danach wird die Vorlage Senat und Bürgerschaft zugeleitet.

Da die Stella GmbH das Operettenhaus demnächst umfangreich renovieren will, wollen die Musical- Macher das Gebäude als Eigentümer übernehmen. Helle Freude erregt der abzusehende Verkauf in der Kulturbehörde: Sie bezahlte dem Musical-Multi, der das Operettenhaus — solange „Cats“ läuft — mietfrei bespielen darf, pro Jahr auch noch 400 000 Mark Unterhalt für das Gebäude, das vor Beginn des bunten Katzenjammers Jahre lang leergestanden und wenig Heimweh nach St. Pauli verursacht hatte. „Wir hoffen, daß der Erlös des Operettenhauses dann uns zugute kommt“, sagte Hinrich Schmidt-Henkel, Sprecher der Kulturbehörde. Die ironisch klingende Bemerkung könnte durchaus bitterernst gemeint sein angesichts der über drei Millionen Mark, mit der die Behörde das florierende Unternehmen in den letzten acht Jahren per „Unterhaltszahlungen“ subventioniert hat. Zuwendungen, von denen ein benachbarter Kulturhöker wie „Schmidt“-Impressario Corny Littmann nur träumen kann. Die Stella-GmbH, die seit 1990 auch das „Phantom der Oper“ über die Bühne der Neuen Flora am Holstenbahnhof flattern läßt, will „Cats“ noch mindestens drei weitere Jahre am Spielbudenplatz geben, was dann droht, ist noch nicht klar. Die Tochter-Firma der Rolf Deyhle-Holding will zusammen mit dem Operettenhaus gleich die ehemalige Schule in der Seilerstraße kaufen, die unter anderem als Probebühne für den Nachwuchs genutzt wird. ach/dpa

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