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Wedemeier ohne Blackout

Wedemeier ohne Blackout

Nach dem Stadtwerke-Vorstandsmitglied Karl-Heinz Lüscher, der sich — sehr glaubwürdig — nur an ganz ganz wenig erinnern konnte („Der Techniker ist ja eher innengerichtet“) machte der Bürgermeister gestern vor dem Stadtwerke- Ausschuß wieder munter. „Ich bin immer gut vorbereitet“, fand Wedemeier zufrieden, und blätterte dazu in seinem prima Ordner das Register mit den gelben Hinweis- Zetteln durch; bot dem Ausschuß auch schonmal Hilfe an: „Wenn Sie den Betrag nicht finden, kann ich ihnen vielleicht helfen.“ Er saß zurückgelehnt im blauen Maßanzug, entspannt und wach, sprach deutlich und klar, und hatte die fraglichen Zahlen und Daten präsent.

Ausschuß-Vorsitzender Reinhard Barsuhn (SPD) hatte regelmäßig ein nettes entschuldigendes Lachen für Klaus Wedemeier (SPD), wenn er doch mal ein kleines bißchen nachfragte, und bat: „Herr Bürgermeister, bitte entnehmen Sie meinen Fragen nicht meine Auffassungen!!“ Wedemeier, korrekt, nahm Barsuhns Angebot zur Sonderbehandlung („Wollen Sie lieber zu den drei Frage-Komplexen getrennt Stellung nehmen?“) nicht an: „Ich bin hier, um Ihre Fragen zu beantworten.“

Mit dem 2. Vorsitzenden Günther Niederbremer (CDU) mußte sich erst — von beiden Seiten — der Ton einspielen. Kostprobe Wedemeier: „Ich wiederhole es gern noch mal — ohne viel Hoffnung, daß Sie das verstehen.“ Niederbremer brauchte für alle Fragen lange, aber hakte an einzelnen Punkten scharf nach, konfrontierte den Bürgermeister mit Punkten, die Barsuhn ihm erspart hatte. Vorführen lassen wollte Wedemeier sich aber nicht: „Darf ich ausreden? Sonst antworte ich nicht.“ Und verpaßte auch wenig Seitenhiebe: „Wir haben ja jetzt geklärt, daß 'Honorar'-Konsul nichts mit Geld zu tun hat“, erinnerte er Niederbremer an seine peinliche Frage vom letztenmal. S.P.

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