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Urnen der Ost- Metallfirmen gut gefüllt

■ Unternehmer verschärfen den Tarifstreit

Berlin/Dresden (taz/AFP) – Heavy Metal: Schon am ersten Tag der dreitägigen Urabstimmung über einen Arbeitskampf in der ostdeutschen Metall- und Stahlindustrie hat sich gezeigt, daß alle Zeichen auf Streik stehen. Die Bezirksleitungen der zur Urabstimmung aufgerufenen Metall-Tarifgebiete Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern erklärten, sie rechneten nach dem positiven Auftakt damit, daß die erforderliche Zustimmung von 75 Prozent erreicht werde. Die Wahlbeteiligung sei „außerordentlich hoch“, die Stimmung in den Betrieben koche, sagte eine Sprecherin der IG Metall Sachsen. „Die Kollegen wollen schnell zur Sache kommen.“ Auch in den Stahlwerken hätten in manchen Betrieben bereits am Vormittag 90 Prozent abgestimmt.

In der Metallindustrie sind rund 70.000 gewerkschaftlich organisierte Beschäftigte in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern zur Urabstimmung aufgerufen. In der knapp 20.000 Beschäftigte zählenden ostdeutschen Stahlindustrie wird flächendeckend abgestimmt.

Die Unternehmer bemühten sich derweil, den Konflikt zu verschärfen. Etwa 20 sächsische Metallbetriebe folgten dem Beispiel von VW in Mosel und verboten die Abhaltung der Urabstimmung auf dem Werksgelände. Auf Betreiben des Verbandes der sächsischen Metall- und Elektroindustrie untersagten zudem alle Mitgliedsfirmen Foto- und Fernsehreportern jegliche Aufnahmen auf ihrem Betriebsgelände.

Dem Beispiel der Feuerungsanlagen- und Umwelttechnik GmbH in Leipzig, die vor vier Tagen mit einem eigenen Zusatztarifvertrag „auf Punkt und Komma die Leistungen des gekündigten Stufentarifvertrages“ anerkannt habe, sei bislang kein Unternehmen gefolgt, sagte eine Sprecherin der IG Metall.

Die Arbeiter VW-Werkes in Mosel werden in Zelten vor den Werkstoren abstimmen. „Die demokratischen Spielregeln von VW reichen noch nicht bis nach Sachsen, hier wird Wild-Ost gespielt“, ärgerte sich der Betriebsratsvorsitzende Dieter Riemann.

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