"Lästige" Behinderte

■ Protest gegen alltägliche Diskriminierung / Clinton-Berater in Hamburg

/ Clinton-Berater in Hamburg

Behinderte beleidigen das Auge. Sollen behinderte Kinder getötet werden, weil sie die Staatskasse unnötig belasten? Der erste Satz ist sinngemäß dem Flensburger Richter zuzuordnen, der einem Ehepaar Ersatzansprüche zusprach, weil sie sich durch den Anblick behinderter Menschen an ihrem Ferienort gestört fühlten. Der zweite Satz ist ein Vorschlag aus dem Buch „Should the baby live?“ von Peter Singer und Helga Kuhse, das der Rowohlt Verlag veröffentlichen wollte und damit Protest bei vielen Verbänden auslöste.

Die Diskriminierung Behinderter gehört immer noch zum Alltag und eine Aufzählung darüber könnte endlos fortgesetzt werden. Um auf diese Mißstände, aber auch um auf positive Beispiele aufmerksam zu machen, veranstalten Behindertenorganistionen in ganz Europa eine Aktions- und Protestwoche.

Auch in Hamburg gibt es vom 3. bis 8. Mai viele Veranstaltungen, bei denen man sich über die Probleme behinderter Menschen informieren kann. Ein Höhepunkt soll der 4. Mai sein: Justin Dart, Behindertenbeauftragter von US-Präsident Clinton wird Rede und Antwort zum Anti-Diskriminierungsgesetz der USA stehen. (13 Uhr, Blindenverein, Holsteinischer Kamp 26). „Wir möchten, daß dieses Gesetz auch bei uns aufgenommen wird“, sagt Bärbel Mickler von der Behinderteninitiative „Autonom Leben“. Laut dieses Gesetzes darf in Amerika niemand wegen seiner Behinderung diskriminiert werden. „Verweigert zum Beispiel ein Taxifahrer einem Behinderten die Fahrt, kann er dafür bestraft werden“. Auch eine Übergabe von 5000 Unterschriften an den Rowohlt-Verlag, die sich gegen die Veröffentlichung des Buches von Singer und Kuhse richtet, ist geplant (4. Mai, 16 Uhr, Hamburger Straße 17, Reinbek). Der Verlag hat die Herausgabe gestern zwar vorerst gestoppt. Bärbel Mickler hält die Übergabe trotzdem für wichtig, damit der Verlag merke, wie ernst es den Menschen sei. Weitere Infos bei Autonom Leben, Tel.: 39 25 55. Andrew Ruch