13 Postämter auf der Abschlußliste

■ Bremen ist postalisch überversorgt / Sparvorschläge: Weniger Postämter = mehr Service?

13 Postämter auf der Abschußliste

Bremen ist postalisch überversorgt / Sparvorschläge: Weniger Postämter = mehr Service?

Einen regelrechten Kahlschlag bei den Bremer Postämtern befürchtet die Deutsche Postgewerkschaft: 13 von 38 Bremer Postämtern wolle die Bundespost schließen, alarmierten die Gewerkschaftler vom Bezirk Bremen/Weser-Ems gestern und veröffentlichten eine Liste der dreizehn gefährdeten Postämter. Betroffen wäre davon unter anderem das Postamt in der Brunnenstraße. Damit gehe eine „wesentliche Verschlechterung der Bevölkerung mit Postdienstleistungen“ einher, befürchtet Gewerkschaftvorsitzender Manfred Krause.

Das Stichwort der Bundespost heißt dagegen „besserer Kundenservice durch Abbau von Überversorgung im Vertriebsfilialnetz“. Von konkreten Schließungsplänen könne derzeit noch überhaupt keine Rede sein, beschwichtigt Postsprecher Antelmann: Bei der 'Abschußliste' handele es sich lediglich um zu prüfende Vorschläge, welche Postämter langfristig geschlossen werden könnten. In einer vom Bundestag abgesegneten „Organisationsrichtlinie“ der Postämter wurde 1981 festgelegt, daß jede Bürgerin in einem Umkreis von zwei Kilometern ein Postamt erreichen können soll. „Die praktischen Gegebenheiten haben sich davon immer weiter entfernt“, so Antelmann. Deshalb beschloß der Vorstand des Unternehmens Postdienst Ende März, daß die Bezirksdirektionen ihr Filialnetz überprüfen sollen — „um erstmal festzustellen, wo es überhaupt Über- oder Unterversogung gibt“, so der Postsprecher.

Ergebnis dieser Prüfung für Bremen: Die Stadt ist mit Postämtern überversorgt. Dieses Ergebnis bezieht sich aber ausschließlich auf die geographische Überversorgung: „Wir haben diese Liste mit dem Stadtplan erstellt“, so Antelmann — die Ämter, die in einem Radius von 1,5 Kilometern Luftlinie Konkurrenz haben, kamen auf die Liste. Ob sie aber wirklich zu wenig genutzt werden, wird in der weiteren Phase zu prüfen sein. „Tatsache aber ist“, so Antelmann, „daß die Nachfrage an den Schaltern erheblich zurückgegangen ist.“ So habe der unbare Zahlungsverkehr erheblich zugenommen, es würden kaum mehr Telefongespräche vermittelt — die Folge: an vielen Postämtern wurden Schalter nicht mehr besetzt, einzelne Postleistungen nicht angeboten oder die Öffnungszeiten eingeschränkt. Das Konzept der Zukunft soll nun heißen: Für weniger Wartezeit, qualifiziertere Beratung und längere Öffnungszeiten sollen die KundInnen weitere Wege in Kauf nehmen.

Entlassungen soll es auf gar keinen Fall geben: Die PostlerInnen sollen versetzt werden und die übrig bleibenden Postämter voll auslasten. Für die Schließung gibt es übrigens keinen festen Termin: Erst muß geprüft werden, welche Postämter die Kapazität haben, die anfallende Mehrarbeit zu übernehmen.

Damit ist es wohl Essig mit den Plänen der Firmas Lekkerland, die in den 22.000 deutschen Postämtern Schalter für den Verkauf von Spirituosen und Gummibärchen chartern wollte. Gleichwohl gibt es einen Post-Großversuch auf dem Lande, in Bäckereien und Tante- Emma-Läden private „Postagenturen“ einzurichten: und kommt die Bäckerin mit der telegrafischen Geldanweisung nicht weiter, hilft das zuständige "Betreuungspostamt“. Per Telefon. Und die Telekom boomt weiter. skai