: Berlin will mehr Straßen als Bonn
■ Senatsausschuß einig: Autos auf mindestens 17 Spuren von Ost nach West / Kompromiß zur Breite der Leipziger Straße
Berlin. Der Senat will mehr Ost- West-Straßenverbindungen in der Innenstadt wiederherstellen oder neubauen als die Bundesregierung. Der Senatsausschuß „Berlin 2000“ – in dem unter anderem der Regierende Bürgermeister, der Verkehrs-, der Bau-, der Stadtentwicklungs- sowie der Wirtschaftssenator sitzen – haben sich nach Informationen der taz auf insgesamt 17 Fahrspuren für den Autoverkehr zwischen der nördlich gelegenen Invalidenstraße und den Kanaluferstraßen im Süden geeinigt. Über die Spree soll mit dem Neubau der Kronprinzenbrücke eine zusätzliche Ost-West-Verbindung hergestellt werden. Die Senatorenrunde hat in der Sitzung am Mittwoch abend auch endgültig die Breite der Leipziger Straße festgelegt.
Überraschend ist, daß sich die Senatoren offenbar sowohl für die enge als auch für die weite Umfahrung des Brandenburger Tores ausgesprochen haben. Die heute provisorische weite Umfahrung soll erhalten bleiben, gleichzeitig aber der Autoverkehr auch vierspurig unmittelbar am Brandenburger Tor vorbeifahren können. In der vorgesehenen Bebauung am Pariser Platz müßten jeweils zwei zweispurige Torbögen freigehalten und die Clara-Zetkin-Straße soll möglicherweise sogar von zwei auf drei Spuren verbreitert werden. Die Bundesregierung hatte sich in ihrem Entwurf explizit gegen eine Nutzung der Clara-Zetkin-Straße für den öffentlichen Verkehr ausgesprochen (siehe taz von gestern).
Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) bestätigte die Straßenpläne des Senatsausschusses gegenüber der taz weitgehend. Er betonte darüber hinaus, daß die Behrenstraße „mindestens zweispurig“ geführt werden müsse. Die Senatskanzlei soll sich nach Informationen der taz am Mittwoch abend sogar für eine vierspurige Option ausgesprochen haben.
Im Streit um die Breite der Leipziger Straße ist ein Kompromiß beschlossen worden, mit dem Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) nach eigener Angabe „gut“ leben kann. Laut Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) soll die historische Breite zwischen Leipziger Platz und Mauerstraße erhalten bleiben. Ob nun die bei einer Verbreiterung auf 39,5 Meter zwischen Mauer- und Friedrichstraße im Wege stehenden Häuser abgerissen werden müssen, wußte Meisner offenbar nicht. Hassemer wollte gar nichts zu dieser Frage sagen.
Grundlage für die Straßenplanungen soll die Annahme sein, daß zur Spitzenstunde (gegen 16 bis 17 Uhr) zwischen Invalidenstraße und Kanaluferstraßen später 8.000 Kraftfahrzeuge einen Weg finden müßten. Meisner betonte gegenüber der taz allerdings: „Ich habe diese Rechnung ausdrücklich nicht anerkannt.“ Kritik an den Straßenplanungen übte er aber nicht. Dirk Wildt
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