: Weiter geht's am Rothenbaum
■ German-Open eröffnet: Agassi krank, Boris kommt doch, Rummel um Göllner
: Agassi krank, Boris kommt doch
Die erste Runde ist geschafft. Schnell wurden am Sonntagabend noch die Sponsoreninsignien auf der Tennisanlage am Hamburger Rothenbaum ausgetauscht, die Ballholenden in andere Anzüge gesteckt (statt dem Rot eines Kaffeerösters das etwas dezentere Blau eines Sportartikelherstellers). Die German-open im Männertennis können beginnen.
Nahezu fieberhaft waren die Veranstalter nach der verletzungsbedingten Absage von einem ihrer Zugpferde, dem Amerikaner Andre Agassi, bemüht, hochwertigen Ersatz zu finden. Nachdem er sich anfänglich zierte, die Abneigung über den Medienwirbel im Heimatland größer schien als die Begierde nach Weltranglistenpunkten, sagte er dann, wie im Vorjahr fast in der letzten Minute, doch zu: Boris Becker aus Leimen. Zudem wurde Altstar Ivan Lendl noch eine sogenannte Wildcard in die Hand gedrückt.
Ebenso wie die restlichen acht Topgesetzten des Turniers brauchen sie eine Erstrundenniederlage nicht zu fürchten. Ein Freilos sorgt für problemloses Weiterkommen. Becker startet also erst am Mittwoch gegen den Sieger der Partie Paul Haarhuis und Karl Uwe Steeb.
So zog gestern ein anderer Spieler die meisten JournalistInnen in den Interviewraum in den Katakomben den Centrecourts: Der Neusser Marc Kevin Göllner, der in der ersten Runde problemlos gegen den Franzosen Oliver Delaitre weiterkam. Mit einem noch erstaunten Blick betrat der Nachwuchsspieler, der unlängst und ziemlich überraschend das Sandplatzturnier in Nizza gewann, den schiefergetäfelten Raum. Trotz des Medienrummels bei den folgenden Turnieren in Monte Carlo und München offenbar immer noch überrascht, daß so viele Leute gekommen sind, nur um seinen Worten zu lauschen.
Genauso frisch wie er auf dem Tennisplatz agierte, wo er durch teilweise gute Laufarbeit und kraftvolle Schläge seinen Gegenüber Delaitre düpierte, gab er sich auch bei der Pressekonferenz nach dem 6:1 und 6:4. Unerwartet im Rampenlicht stand plötzlich auch der Qualifikant Dirk Dier aus Blieskastel, der den Topspieler Guy Forget (Frankreich) auf dem Centrecourt bezwingen konnte. Mit 7:5 und 7:6 konnte sich der 235. der Computerweltrangliste gegen den 17. durchsetzen. Dier gelang es in diesem Spiel mit seinem erstaunlich variantenreichen Spiel Forget niederzuringen. Gerade die Rückhandschläge des 21jährigen für Mannheim startenden Spielers deuten auf genug Potential hin, sich auch höher im Ranking zu plazieren.
Ach so, der Elmshorner Michael Stich und der Weltranglistendritte Stefan Edberg starten auch am Rothenbaum.
Kai Rehländer
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