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Attentäter identifiziert?

■ Sri Lanka: Mutmaßlicher Mörder des Staatschefs war LTTE-Kommandant

Colombo (taz) – Der amtierende srilankische Staatspräsident Wijetunga hat der tamilischen Minderheit gestern Schutz gegen befürchtete Übergriffe versprochen, nachdem sich die Hinweise verdichten, daß die tamilische Separatisten-Organisation LTTE in das Attentat gegen den Staatschef Ranasinghe Premadasa verwickelt ist. Bei dem inzwischen identifizierten mutmaßlichen Täter handelt es sich um Suryakumaran, einen ehemaligen lokalen Kommandanten der LTTE in Kankesaturai nördlich von Jaffna.

Daß bisher keine Ausschreitungen gegen Tamilen stattfanden, ist für Beobachter der beste Beweis für den Erfolg von Premadasas Politik der letzten Jahre. Er vermochte es, einen Keil zwischen die tamilische Minderheit und die als einzige Repräsentantin auftretende LTTE zu treiben. So macht die singhalesische Mehrheit die Tamilen heute nicht mehr automatisch für die Terrorakte der LTTE verantwortlich. Premadasa war es auch gelungen, die LTTE gerade im Osten des Landes auf einige Küstenstriche und Taschen in den Urwäldern des Inneren zurückzudrängen. Er wollte die Gruppierung militärisch aus dem Osten vertreiben und im Norden der Jaffna-Halbinsel festnageln. Damit würde, so hoffte Premadasa, die Emigration der singhalesischen und muslimischen Minderheiten aus dem Ostteil der Provinz, wo sie zusammen eine Mehrheit bilden, ein Ende nehmen und der LTTE- Strategie einer „ethnischen Säuberung“ den Riegel vorgeschoben.

Daran sollte sich ein politischer Prozeß anschließen, der in die Trennung der Nordostprovinz in ihre alten zwei Einheiten münden würde. Deren Zusammenlegung war Sri Lanka 1987 von Indien aufgezwungen worden, das damit die Sympathien der LTTE gewinnen wollte. Die singhalesische Mehrheit wünscht die Trennung, aber die moderaten tamilischen Parteien in Colombo haben inzwischen Gefallen an einer tamilischen Großprovinz mit weitgehender Autonomie gefunden.

Es ist unwahrscheinlich, daß der neue Präsident hier einen Kompromiß finden kann. Er dürfte vielmehr bald unter vermehrten Druck chauvinistischer Politiker und von Teilen der Armee kommen, die ein hartes militärisches Vorgehen gegen die LTTE fordern. Da ihm ein demokratisches Mandat ebenso fehlt wie die politische Souveränität Premadasas, fürchten diplomatische Beobachter in Colombo, daß sich der Konflikt wieder auf die Konfrontation gegen die LTTE zuspitzen könnte. Bernard Imhasly

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