■ So schön kann doch kein Mann sein: Beamtenbeleidigung!
So dachte vermutlich ein Uniformierter, der auf der Fasanenstraße gegenüber des „Savoy Hotel“ Wache schob. Die Abendsonne mußte ihn geblendet haben, da half auch das tief in die Stirn gezogene Barett nichts mehr. Der Wachmann glaubte, einen vorbeifahrenden Autofahrer beim Fahren ohne Gurt ertappt zu haben. „Eh, anschnallen!“ Wie gut, daß der PKW-Fahrer schon angegurtet war. Er äußerte seine Freude darüber, indem er die Lippen zu einem Kußmund spitzte (zugegeben eine merkwürdige, aber dennoch durchaus legitime Art, sich zu freuen). Wie gut, daß der Mann mit Barett so einen schönen Aufnäher am Arm befestigt hatte – Polizei. Das berechtigte ihn – seiner Meinung nach – zu folgender Reaktion: „Los, sofort anhalten! Das wird ganz schön teuer! Wir sind doch nicht schwul!“ Der Mann mit der grünen Kleidung war plötzlich ganz rot im Gesicht vor Wut. Er verzichtete darauf, sich vorzustellen, und verlangte brüllend von dem – jetzt schon nicht mehr so frohen – Autofahrer die Papiere. „Sie wollten uns mit dem Zeichen doch sagen, wir seien schwul!“ schnauzte er und verwies genüßlich darauf, daß er dies als Beamtenbeleidigung auffasse.
Als ihm daraufhin ein Führerschein mit der Aufschrift „DDR“ gereicht wurde, schlug er schnaufend vor: „Das können Sie ja bei den dicken doofen Ostkollegen versuchen!“ Der in Sachen Willkür geschulte PKW-Fahrer blieb ruhig und höflich. Vermutlich nahm dieses Verhalten dem Hitzkopf ein wenig den Wind aus den Segeln. Oder war der Beamte aufgrund seiner psychologischen Schulung in der Lage, sich wieder zu beruhigen? Möglicherweise wurde der Polizist auch von der Tatsache umgestimmt, daß die Beifahrerin einfach viel attraktiver war als er selbst. So daß er die angebliche „Anmache“ durch den Autofahrer selbst kaum noch verstand. Wie auch immer, der rote Kopf des grünen Mannes verfärbte sich langsam in ein gefälligeres Orange. Schließlich ließ er „Gnade vor Recht“ ergehen... und tschüßßß. Ein Mann am Steuer
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