■ Portrait: Peter Sutherland
Der britische EG-Handelskommissar Leon Brittan nannte ihn „höchst begabt“; der frühere irische Premierminister Garret Fitz Gerald sprach von seinen „außerordentlichen Qualitäten“; und der US-Handelsrepräsentant Mickey Kantor lobte seine „glänzenden Fähigkeiten“: Der 46jährige Ire Peter Sutherland hat einflußreiche Freunde. Ihnen verdankt er, daß er als Favorit in das Rennen um die Nachfolge Arthur Dunkels als Gatt-Generaldirektor geht. Der Schweizer hatte bereits im März erklärt, daß er nach Ablauf seiner Amtszeit Ende Juni nicht mehr kandidieren werde.
Die 110 Gatt-Mitgliedsstaaten werden sich in dieser Woche trotz mehrerer Gegenkandidaten aus Lateinamerika und Südostasien wahrscheinlich auf Sutherland einigen, weil die beiden größten Handelsblöcke, die EG und die USA, seine Kandidatur unterstützen. Zwar hat Sutherland seit vier Jahren keinen politischen Posten mehr bekleidet, aber er unterhält enge Geschäftsbeziehungen in die USA und ist mit EG-Kommissionspräsident Jacques Delors eng befreundet. Und wichtiger noch: Er ist nach den Worten der Irish Times der „Freihandels-Liebling“ der beiden einflußreichen Wirtschafts- Fachblätter Financial Times und Economist.
Der Rugby-Fan Sutherland hat bereits eine illustre Karriere hinter sich. Nach seinem Jura-Studium in Dublin trat er der konservativen Fine Gael bei. Als die Partei durch eine Koalition mit der Labour Party 1980 an die Macht kam, wurde Sutherland Generalstaatsanwalt. Dieses Amt bekleidete er mit einer kurzen Unterbrechung bis 1984. Ein Jahr später ging hier Foto Nr. 21
Foto: taz-Archiv
er als EG-Kommissar für Wettbewerb nach Brüssel. Seit seiner Rückkehr nach Dublin im Jahr 1988 ist Sutherland Vorsitzender der Allied Irish Banks und Vorstandsmitglied bei Guinness Peat Aviation, der größten Flugzeug-Leasingfirma der Welt, sowie bei der US-Fluggesellschaft Delta.
Als Delors ihn vor zwei Wochen für das Amt als Gatt-Generaldirektor vorschlug, zierte sich Sutherland zunächst „aus familiären Gründen“ und willigte erst ein, als auch die irische Regierung Druck auf ihn ausübte. Enge Bekannte behaupten freilich, daß er auch einen Job als Nachtwächter angenommen hätte, wenn damit ein Umzug nach Brüssel oder Genf verbunden gewesen wäre. Ralf Sotscheck
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