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Unterm Strich

Die Ostdeutschen feiern mehr und kaufen wieder mehr Bücher. Das brachte eine repräsentative Umfrage der Stiftung Lesen und des Deutschen Kulturrates in den neuen Bundesländern in Erfahrung. Aber jenseits der gefallenen Mauer, so die befragten Bürgermeister von 1.290 Städten und Gemeinden, interessieren sich die Bürger insgesamt weniger für kulturelle Veranstaltungen. Auf dem flachen Land und besonders im Norden schreitet die kulturelle Verödung also – Feste hin, Bücher her – unaufhaltsam fort. Nur im Süden und in den Städten wird der Kulturverfall noch tapfer aufgehalten.

Die Einschätzung der kulturellen Situation durch die Bürgermeister ist uneinheitlich: Vor allem in den kleinen Gemeinden verschlechtert sich die Lage zusehens, von einer Verbesserung sprechen insgesamt nur 15 Prozent der Bürgermeister meist größerer Städte und Gemeinden, was „sehr ernst zu nehmen“ sei, wie in der Untersuchung betont wird. Die Finanzierung der Kulturarbeit durch die Kommunen zeigt einen einheitlichen Trend: Der Anteil des Kulturetats der Gemeinden ist rückläufig, während der Gesamtetat der Kommunen steigt. Mecklenburg-Vorpommern meldet den höchsten Rückgang von 7,3 auf 4,3 Prozent. Den geringsten Kulturetat nennen die sächsischen Städte und Gemeinden mit 2,7 Prozent, dafür blieb er in aller Mickrigkeit konstant. Man hatte offenbahr bereits im Vorjahr auf Grund saniert. Ähnlich wie im Westen wird die Kulturarbeit in den kleinen Gemeinden mittlerweile vorwiegend von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet. 62 Prozent der Gemeinden geben an, gar keine Mitarbeiter im Kulturbereich zu beschäftigen.

Auffallend konstant ist die Lage bei den Theatern geblieben. Die Zahlen vermittelten ein trügerisches Bild relativer Stabilität, aber auch die Theaterlandschaft ist derzeit stark in Bewegung. Die ostdeutschen Kommunen können die hohen Subventionen auf Dauer kaum aufbringen. Wenn Förderungen durch den Bund und die Länder auslaufen und ABM-Stellen wegfallen, werden also auch die Theater „vor großen Problemen“ stehen, auch wenn die Orchester und Kapellen in Ostdeutschland um sechs Prozent zunahmen (Chöre um vier Prozent), was die Untersuchung auf die Vereinsgründungen und die Traditionspflege zurückführt.

Außer in Brandenburg verzeichnen alle Länder einen Anstieg von Museen oder musealen Einrichtungen und Galerien, vor allem Heimatmuseen stehen hoch im Kurs. Allerdings sind die Besucherzahlen allgemein rückläufig. Die Zahl der Buchhandlungen hat vor allem in den kleinen Gemeinden und Kleinstädten zugenommen. Die Sortimentsbuchhändler rechneten mit einem weiteren günstigen Geschäftsverlauf. Und auch die Zahl literarischer Veranstaltungen ist um stolze elf Prozent gestiegen.

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