■ Cash & Crash
: Roulette für Goldfinger

Nur Rares bringt Bares – das gilt besonders für das kostbare gelbe Metall. Kaum ist die Goldnachfrage im ersten Vierteljahr um 26 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal 1992 gestiegen, schon klettern die Preise. 358 US-Dollar kostet inzwischen die Feinunze – das sind gut zehn Prozent mehr als noch vor zwei Monaten, als das Edelmetall mit gerade noch 325 Dollar auf einem Tiefpunkt angelangt war. Phantastische Prognosen machen die Runde, und die Goldfetischisten rund um den Globus vernehmen die frohe Botschaft nur gar zu gern – endlich ist der seit 1990 anhaltende Abwärtstrend durchbrochen.

Was die Reklame für die Einzigartigkeit des Stoffes, aus dem bekanntlich die Träume sind, freilich verschweigt, weiß inzwischen jeder Goldliebhaber: neben der Kauffreude der Chinesen und Inder, deren steigende Nachfrage vor allem den Goldverbrauch in die Höhe schnellen ließ, bewegen mächtige internationale Financiers den Goldmarkt. Ausgelöst hatte die Goldralley der anglo-französische Finanzmagnat Goldsmith, der für 395 Millionen Dollar Anteile an der US-Goldmine Newmont Mining an den Großspekulanten George Soros verkaufte und im Gegenzug für mehr als 300 Millionen Dollar Goldtermingeschäfte abschloß. Dabei ist die Lage der meisten Minengesellschaften nicht gerade rosig. Doch die Nachricht platzte ausgerechnet, als die jüngsten Unruhen Südafrika erschütterten und aus Rußland die neuesten ökonomischen Hiobsbotschaften drangen. Beides sind die größten Goldproduzenten, und einige Analysten rechnen daher für dieses Jahr erstmals wieder mit einem rückläufigen Goldangebot auf dem Weltmarkt.

Trotz der Hausse gilt die Goldanlage unter Fachleuten als falsch und richtig zugleich: Falsch, weil den Edelmetallnotierungen immer wieder böse Rückschläge drohen; richtig, weil die Goldliebhaber nach einem Crash besonders gut dastehen. Denn Gold verwandelt sich erst dann vom edlen Rohstoff in gutes Geld, wenn die Investoren das Vertrauen in Regierungen und Notenbanken verlieren. Daß die Zentralbanken der Industrieländer trotz der 28.000 Tonnen an Goldklumpen, die in ihren gutbewachten Kellertresoren lagern, wenig Freude an steigenden Goldpreisen haben, versteht sich daher von selbst. Sie könnten den Goldspekulanten jedoch schnell das Spiel verderben, indem sie einen Teil ihrer Schätze, die das 10fache der jährlichen Goldnachfrage ausmachen, auf den Markt werfen. So einfach ist das. Erwin Single