: Die Standhaftigkeit des Schaums
■ Bremer Lehrer und Schüler entwicklen „Bierschaummeßgerät“
Was für andere Menschen die Krone auf einem gepflegen Bier ist, stellt sich für Lutz Koch als schnöde Rechenformel dar: „Die Schaumhöhe eines Bieres ist eine mathematische Funktion in Abhängigkeit von der Zeit.“ Zusammen mit zwei Schülern hat Koch, Blumentaler Lehrer für Mathemathik, Physik und Informatik, ein „Bierschaummeßgerät“ entwickelt.
Seine achtzehnjährigen Schüler Torben Möller und Sven Ulrich gewannen mit dem Instrument den Bremer Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ und bekamen am 9. Mai beim Bundeswettbewerb in Bitburg für ihre Forschung einen Sonderpreis von 1000 Mark.
„Die Hardware ist von mir, die Software von den Schülern“, sagt Lehrer Koch. Seit sechs Jahren sitzt er an dem Projekt, die Gymnasiasten sind seit drei Jahren beteiligt. Herausgekommen ist ein U-förmiges Meßinstrument, das um das Bierglas gelegt wird. Dann wird das Glas voll Bierschaum gefüllt. Über Lichtschranken wird das Zusammensinken des Bierschaums gemessen.
Das alles ist nicht etwa aus einer Bierlaune heraus am Stammtisch entstanden, versichert Koch, sondern ernsthafte wissenschaftliche Forschung: „Das Erscheinungsbild des Bieres ist für den Käufer eine wichtige Kaufentscheidung. In den Qualitätssicherungslabors der Brauereien wird heftig an der Standhaftigkeit des Schaums gearbeitet.“
Mit seinem Gerät, sagt Koch, sei es möglich, die „Schaumzerfallszeit“ möglichst präzise zu erfassen. Keine einfache Sache bei so einem komplizierten Gebräu wie dem Bier, das eine „vertrackte Chemie mit tausenden von Eiweißverbindungen“ hat.
Der Schaumzerfall folgt anderen physikalischen Grundsätzen als wir bisher dachten, erforschten Möller und Ulrich. Sie haben damit die Meßmethode optimiert und die Brauerzunft auf sich aufmerksam gemacht.
Das Gerät wurde bei „Becks“ in Bremen und „Bit“ in Bitburg geprüft und auch die „Versuchs-und Lehranstalt für Brauerei“ an der TU Berlin testet das bisher einzigartige Gerät in ihren Labors. Lehrer Koch hat auf sein Gerät inzwischen ein Patent angemeldet und wartet nur noch auf einen Apparatehersteller, um mit ihm sein Gerät in Serie zu bauen. „Beck's“ hat bereits den Fuß in der Tür. Immerhin hat sie das Projekt gesponsort — mit 8.000 Mark Materialkosten und jeder Menge „Probebier“.
Bernhard Pötter
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