■ Mit sauberen Bussen auf du und du
: Erfolg mit Alkohol

Stockholm (taz) – Eine überaus positive Bilanz hat die Nahverkehrsgesellschaft der schwedischen Hauptstadt über die erste Phase eines Großtests mit äthanolgetriebenen Autobussen gezogen. Seit über drei Jahren fahren in Stockholms Innenstadt 32 Busse im regulären Linienverkehr mit Äthanol, das aus den in Schweden reichlichen Forstabfällen gewonnen wird.

Der Ausstoß von Stickoxiden ist im Vergleich zu Dieselmotoren mehr als halbiert worden, Rußpartikel und Schwefel fallen so gut wie nicht an. Der Betrieb der Busse trug – global gerechnet – zu keinem Anstieg des Kohlendioxidgehalts der Luft bei, weil beim Verbrennen von Äthanol nur soviel CO2 freigesetzt wird, wie die Bäume vorher beim Wachstumsprozeß gespeichert hatten.

Daß die Luft gleichwohl belastet wird, wird allerdings auch die neue Generation von Äthanolmotoren nicht ändern, an denen Saab-Scania, der Hersteller der Busse, zur Zeit arbeitet. Man will versuchen, vor allem einen Nebeneffekt abzubauen, über den sich die StockholmerInnen am meisten beschwert haben: Die Busse stinken. Was nicht nur empfindliche Nasen rümpfen läßt, ist der Geruch unverbrannter Oxidationsprodukte des Äthanols, hauptsächlich Essigsäure.

Der Herstellungspreis für in Schweden produziertes Äthanol liegt dreimal höher als der Importpreis für Diesel. Aufgrund der hohen Steuerbelastung für Ölprodukte ist aber trotz eines höheren Durchschnittsverbrauchs – zehn Liter für hundert Kilometer statt etwa sechs Liter für Dieselbusse – der Betrieb der sauberen Omnibusse nur etwa um 8.000 Mark teurer. Die Stockholmer Verkehrsbetriebe sind jedenfalls nach drei Jahren, in denen die Äthanolbusse sogar zuverlässiger als ihre Dieselkollegen über drei Millionen Kilometer fuhren, überaus zufrieden und wollen in den nächsten Jahren weitere 300 Äthanolfahrzeuge anschaffen. In einem zukünftigen Verkehrssystem soll die Innenstadt möglichst ausschließlich mit batteriegetriebenen Bussen befahren werden. Äthanolfahrzeuge sollen die Vororte bedienen, technisch verbesserte Dieselbusse den Überlandverkehr.

Saab-Scania hofft, mit einer dritten Generation seiner Äthanolmotoren endlich auch auf den Auslandsmärkten einen Durchbruch erzielen zu können. Die Serienproduktion ist vorbereitet, und Verhandlungen mit Brasilien, wo Äthanol aus Zuckerrohr schon in größerem Maßstab als Treibstoff verwendet wird, werden als „interessant“ eingestuft. Reinhard Wolff