: SPD hofft auf Aufwind
■ Kandidatenrunde wird live übertragen
Bonn (dpa/AP) – Die SPD erhofft sich von der Mitgliederbefragung über den künftigen Parteivorsitzenden einen Mobilisierungsschub und darüber hinaus neue Mitglieder. Die Basisbeteiligung werde eine „nicht mehr rückholbare“ Veränderung in die deutsche Parteienlandschaft bringen, sagte SPD-Geschäftsführer Karlheinz Blessing. Er sprach sich dafür aus, im Herbst auch den Kanzlerkandidaten der SPD in einer verbindlichen Urwahl der Mitglieder zu bestimmen, wenn das jetzige Experiment erfolgreich verlaufe.
Die Parteiführung will allerdings vermeiden, daß durch einen ausgeprägten Wahlkampf der drei Kandidaten – Rudolf Scharping, Gerhard Schröder und Heidemarie Wieczorek-Zeul – künstlich innerparteiliche Gegnerschaften provoziert werden. Dies ist laut Blessing auch einer der Gründe, weshalb es nur eine gemeinsame Veranstaltung geben wird. Sie soll am 13. Juni, dem Tag der Abstimmung, vom RTL-Fernsehen aus der Düsseldorfer Stadthalle direkt übertragen und in die gleichzeitig laufenden Diskussionen in vielen Ortsvereinen einbezogen werden.
Heidemarie Wieczorek-Zeul dagegen warf ihren Konkurrenten vor, sie würden vor einer öffentlichen Diskussion kneifen. Dies widerspreche der Chancengleichheit, da sie als Bundestagsabgeordnete weniger Darstellungsmöglichkeiten habe als die beiden Ministerpräsidenten. Blessing verwies auf zahlreiche Terminzwänge Schröders und Scharpings. Um die Chancengleichheit für Wieczorek- Zeul herzustellen, stellt die Partei ihr einen Dienstwagen und drei Mitarbeiter zur Verfügung.
Nach einer vom Spiegel in Auftrag gegebenen Emnid-Umfrage sprachen sich 21 Prozent der SPD- Anhänger für Wieczorek-Zeul als Parteivorsitzende aus. 27 Prozent stimmten für den niedersächsischen Regierungschef Schröder, 30 Prozent für seinen Amtskollegen Scharping. Am „Tag des Ortsvereins“ sollen die knapp 900.000 SPD-Mitglieder sich direkt oder per Briefwahl an der Abstimmung beteiligen können. Das Ergebnis wird Grundlage einer Wahlempfehlung des Parteivorstandes an dem außerordentlichen Parteitag sein, der am 26. Juni in Essen den neuen Vorsitzenden wählt.
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