■ Das Portrait
: Nawaz Sharif

Sharif hat immer Glück, beklagte sich Benazir Bhutto mit bittersüßem Lächeln: 1990 habe das Oberste Gericht von Pakistan die Absetzung ihrer Regierung bestätigt und Sharif damit den Weg ins Premierministeramt geöffnet. 1993 habe das gleiche Gericht die Absetzung von Sharifs Regierung zurückgewiesen – und ihm wiederum den Weg zurück auf seinen Posten geebnet.

Der 43jährige Nawaz Sharif kam erst relativ spät zur Politik. Seine Familie gehört zur Lodhia-Kaste der Köhler und besaß in den 30er Jahren in Amritsar eine kleine Eisenhütte. 1947, bei der Teilung Indiens und Pakistans, flüchtete sie nach Lahore, nutzte die Chance der Gründerzeit und baute eine moderne Eisenindustrie auf, die rasch zu einer der größten des Landes anwuchs. Dank der guten Verbindungen zur Militäradministration konnten die Sharifs die Nationalisierung ihrer „Ittefaq Industries“ rückgängig machen. Diese Erfahrung bewog die Familie, ein Mitglied in die Politik des Punjab zu „delegieren“.

Im Volksmund „Establishment“ genannt, hat die politische Elite des Landes, eine relativ kleine Gruppe von Generälen, feudalen Großgrundbesitzern und hohen Beamten, die Politik Pakistans während vierzig Jahren bestimmt. Der junge aggressive Politiker Sharif Foto: Reuter

wurde vom damaligen Kriegsrechtsverwalter General Zia al-Haq gefördert. Bereits ein Jahr nach seinem Eintritt in die Politik wurde er 1981 Finanzminister, 1985 Chefminister des Punjab. Sharif erwies sich als überaus nützlich für das Establishment, das sich mit der populistischen Benazir Bhutto schwertat. Er profilierte sich bald als deren Hauptwidersacher und wurde 1990 ihr Nachfolger.

Sharif vermochte es in erstaunlichem Maße, die von feudalen Interessen gelähmte Wirtschaft des Landes zu modernisieren – nur setzte er sich dabei zunehmend in Konflikt mit dem Establishment, das sich durch den Aufstieg einer Klasse junger Politiker und Industrieller in ihren Interessen gefährdet sah. Sharif forderte den Präsidenten – unter dem populären Banner von mehr Demokratie – auf, auf seine Vorrechte zu verzichten. Als der Präsident ihn darauf entließ, schien es, als habe Sharif verloren. Aber er konnte auf sein Glück zählen – sechs Wochen nach der Absetzung war er wieder im Amt. Bernard Imhasly