: Morddrohungen und Schikanen
Hauswart und „Republikaner“ überbieten sich in Drohungen gegen ein binationales Ehepaar in Schöneberg / Kinderwagen abgefackelt und Tierkot im Briefkasten / Polizei machtlos ■ Von Uwe Rada
Als Pascal L. den Innenhof des Mietshauses Eisenacher Straße 54 in Schöneberg betrat, hatte Thomas D. bereits auf ihn gewartet. Von hinten, so Pascal L., dessen Vater Grieche und Mutter Französin ist, habe ihm D. angekündigt, die grande familie werde sich um ihn kümmern, man würde ihn nicht nur zusammenschlagen, sondern ihn umbringen. Auf die Frage, ob er ihm drohen wollte, habe D. geantwortet: „Das habe ich nicht nötig, Ihnen zu drohen, da gibt's andere.“
Der aktive „Republikaner“ Thomas D. ist nur einer von denen, die dem Ehepaar Pascal L. und Isabella R. das Leben in den letzten Wochen zur Hölle gemacht haben. Wie die taz in der vergangenen Woche berichtete, wurde der Kinderwagen des Paares beinahe täglich demoliert, Isabella R. wurde von Thomas D. auf der Straße angerempelt, und die Hausverwaltung suchte immer neue Vorwände, der Familie zu kündigen. Der Anlaß: Das binationale Ehepaar hatte sich das Recht herausgenommen, die Bleiwerte des Leitungswassers überprüfen zu lassen und die überhöhten Werte der Hausverwalterin, die wie der Hauswart im selben Haus wohnt, mitzuteilen.
„Nach der Veröffentlichung in der taz“, sagt Isabella R., „ist der Konflikt dann eskaliert.“ Am Donnerstag vergangener Woche sei der Briefkasten mit Tierkot verschmiert gewesen, und am Abend hätten D. und zwei weitere Männer auf Pascal L. gezeigt und gesagt, er sei reif, nun mache man ihn kalt. Als die Familie daraufhin den Streifenwagen geholt hatte, um die Personalien der Drohenden festzustellen, sei Thomas D. selbst in Anwesenheit der Beamten ihrem Mann an den Hals gesprungen, berichtet Isabella R.
Am Pfingstmontag wurde dann schließlich der Kinderwagen angezündet, nachdem D. und der Hausmeister Reinhard B. samt Freundeskreis zuvor eines ihrer feuchtfröhlichen Hoffeste gefeiert hätten. Zwar habe die Polizei ihnen zugesichert, sich der Fälle besonders aufmerksam anzunehmen. „Ein Gefühl von Sicherheit“, so Isabella R., „gibt das angesichts der Unberechenbarkeit dieser Typen allerdings nicht.“
Polizeihauptmeister Weiss, der den Fall bearbeitet, weiß selbst um die Problematik polizeilicher Möglichkeiten. „So sehr man das bedauern mag, kann die Polizei im Grunde erst eingreifen, wenn tatsächlich etwas passiert“, so Weiss. Die Androhung einer Straftat sei zwar selbst ein Straftatbestand, doch mehr, als die Personalien festzustellen und den Vorgang an die Staatsanwaltschaft weiterleiten, könne auch er nicht tun. Darüber hinaus, so Weiss, habe er die Polizeistreifen in Schöneberg aufgefordert, immer wieder in der Eisenacherstraße vorbeizuschauen, „damit die entsprechenden Leute wissen, daß wir ein Auge drauf haben“.
Isabella R. hat freilich andere Erfahrungen gemacht. „Die Polizeistreife, die nach dem Brand des Kinderwagens gerufen wurde, hat sich geweigert, die Personalien der Leute im Hof festzustellen.“ Und dies, obwohl auch der Polizei offenbar bekannt sei, daß es gerade am südlichen Ende der Eisenacher Straße ein rechtes Milieu gebe. „Selbst im Keller unseres Hauses“, sagt sie, „sind Maschinengewehre, Phallussymbole und Totenköpfe an die Wand gesprüht.“ Daneben steht: „Deutschland erwache“.
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