: Finanzamt als Gießkanne
■ Millionenschaden bei Investitionsförderung im Osten / Verschwendung von Steuergeldern auch bei Ministern
Hannover (dpa/AP) – Der Bundesrechnungshof hat einen Schaden in Millionen-, möglicherweise sogar in Milliardenhöhe bei der Investitionsförderung in Ostdeutschland aufgedeckt. In einem der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vorliegenden Bericht des Rechnungshofs an den Bundestag über den Aufbau der Steuerverwaltung in den neuen Ländern wird die Praxis der Besteuerung scharf gerügt.
Die Untersuchungen des Bundesrechnungshofs über die Gewährung von Investitionszulagen führten zu Beanstandungen in mehr als 40 Prozent der geprüften Fälle, heißt es in dem Bericht. Die ostdeutschen Finanzämter unterließen es häufig, überhaupt „die gesetzlichen Voraussetzungen für die Gewährung von Investitionszulagen zu prüfen“.
Ferner beachteten sie nicht die Vorgaben der vorgesetzten Behörde und nähmen unzureichende Ermittlungen des Sachverhalts vor, bemängeln die Rechnungsprüfer: „Dadurch wurden Investitionszulagen unberechtigt oder in Zweifelsfällen ohne ausreichende Aufklärung in Millionenhöhe ausgezahlt.“ Nur in Einzelfällen seien Außenprüfungen vorgenommen worden, ob die behauptete Investition auch tatsächlich vorgenommen wurde. Häufig sei in den Finanzämtern „nach Aktenlage“ bewilligt worden.
Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Berichts gab der Präsident des Bundesrechnungshofes, Heinz Günter Zavelberg, ein Interview im Saarländischen Rundfunk, in dem er absurderweise der öffentlichen Verwaltung das Bemühen, Ausgabendisziplin zu wahren, bescheinigte. Dennoch nannte Zavelberg auch hier andere Fälle: „Wenn der Verkehrsminister sich ein Peilboot beschafft hat, aber nicht gemerkt hat, daß es die erforderlichen Eigenschaften schon nach den Vertragsunterlagen nicht besaß: 1,3 Millionen Mark waren praktisch in den Wind gesetzt. Solche Fälle gibt es immer wieder“, berichtete der Bundesrechnungschef den SteuerzahlerInnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen