Frisches Theater aus Holland

■ Micheal Matthews gastiert mit "Dracula - Fear is a man's best friend" auf Kampnagel

auf Kampnagel

Wir sind irgendwo in Transsylvanien, sagt die Schrift auf dem weißen Vorhang in der Halle 2 auf Kampnagel. Graf Dracula, Jimi D. Voce, hat eine Pizza bestellt, aber er meinte wohl eher den Boy als das Backwerk, das er ins Haus bringt. Begehrlichkeiten weckt der junge schwarze Pizza-Boy, Michael Matthews, in grünem Firmen-Jackett auch bei des Grafen Töchtern, der blonden Vos, Hilt de Vos, und Dene, Hendrien Adams.

Bilderbögen, Totentänze von Lust und Angst zelebriert die Amsterdamer Truppe des Regisseurs Michael Matthews bei ihrem Hamburger Gastspiel. Zwischen Nonsense, Poesie, stahlharten Gitarrenriffs und Selbstentblößung — „I felt the virus in my blood“ — lassen die vier Akteure keine Sekunde lang so etwas wie Langeweile aufkommen: Zu groß ist die Gier, wohin sie sich auch richten mag, Vos: „Ich habe so einen Hunger, daß ich einen Elefanten aussaufen könnte“.

Doch Blut fließt nicht, nur

1Schweiß von den Stirnen. Kußhände fliegen, fröhlich bis lüsterne Gemeinheiten werden hervorgestoßen, es reißt dem Publikum manchmal fast die Ohren ab, wenn die Vampiressen mitunter mal ins Mikro schreien. In den Bewegungen von Walzer bis zu ausholenden

1Tanztheater-Schwüngen, und in der absurden Story, einer Kette assoziativer Verknüpfungen, entfaltet sich neben Exstase, Flach- und Tiefsinn auf englisch, deutsch und italienisch auch eine geradezu heitere menschliche Atmosphäre im Spielzimmer der Untoten. „Shakes-

1peare oder Bridge spielen“ – das ist hier die Frage. Das Theater aus Holland hatte sehr viel mehr Geschmack als es gemeinhein dem Gemüse aus dem Nachbarland nachgesagt wird. jk

Noch heute abend, Kampnagel Halle 2, 20 Uhr