: "Eigentlich hat Werder bei uns noch einen gut"
■ An- und Einsichten des Trainers Christoph Daum vor dem Spiel des amtierenden Deutschen Fußballmeisters Stuttgart gegen Werder
„Eigentlich hat Werder bei uns noch einen gut“
An- und Einsichten des Trainers Christoph Daum vor dem Spiel des amtierenden Deutschen Fußballmeisters Stuttgart gegen Werder
taz: Herr Daum, wie schätzen Sie Werder Bremen ein?
Christoph Daum: Werder Bremen war vor der Saison mein Meisterschaftstip, und ich muß sagen, daß sie gerade auch in der Rückrunde diesen Anspruch spielerisch untermauert haben. Ich halte Werder Bremen für die ausgeglichenste, beste und kompletteste Mannschaft, die wir in der Liga haben. Bayern München hat es verstanden, eine neue Mannschaft aufzubauen. Die hatten einen sehr guten Start und einen günstigen Spielplan und haben dadurch einen Lauf bekommen, den sie fast die ganze Saison über beibehalten haben. Jetzt haben sie etwas Konstanz verloren, aber natürlich können sie es noch schaffen.
Wann haben Sie denn die Bremer das letzte Mal gesehen? Man muß doch mehr sehen als einen Kameraausschnitt, wenn man sich ein Bild von einer Mannschaft machen will?
Wenn man die Mannschaften der Bundesliga so gut kennt wie wir, dann ist das Fernsehen schon ein sehr gutes Auffrischungsmittel.
Also war das Bayern-Spiel das letzte, was Sie gesehen haben?
Ja.
Trainer Otto Rehhagel ist dafür bekannt, daß er um seine Mannschaftsaufstellung ein großes Geheimnis macht. Mit wievielen Unbekannten rechnen Sie in der Aufstellung?
Mit elf.
Sie sind bekannt als Motivationskünster. Ihnen hängt die Geschichte an, daß sie vor dem letzten Spieltag der Saison 91/92, als es für Sie um die Meisterschaft ging, Geldscheine an die Kabinentür genagelt hätten...
... stimmt aber nicht...
Muß man eine Mannschaft für so ein Spiel noch extra motivieren?
Ich glaube nicht. Wir haben ja noch die Möglichkeit, in den Uefa-Pokal hereinzukommen. Für uns ist dieses Spiel genauso wichtig wie für Bremen.
Die Stuttgarter haben Werder Bremen kurz vor der Meisterschaft schon einmal den Gnadenstoß gegeben, 1986...
Eigentlich ist es sogar so, daß Werder Bremen bei uns noch etwas gut hat. Vor zwei Jahren sind wir durch Werder noch in den Uefa-Pokal gekommen. Die Bremer haben damals die Kölner geschlagen. Ich muß sagen, für uns ist das eine blöde Situation, daß wir wieder den Ausschlag geben und möglicherweise das Zünglein an der Waage sind für die Meisterschaft der Bayern, wenn es uns gelingen sollte, die Bremer in Stuttgart zu schlagen. Ich gehe davon aus, daß wir das Spiel gegen Werder für uns entscheiden können, und dann haben wir eine tragikomische Situation, wenn wir Werder ein Bein stellen würden.
Das hört sich ein bißchen nach Gewissensbissen an.
Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Bayern in Karlsruhe gewonnen hätten. Wenn wir den Bremern wieder die Meisterschaft versauen, dann brauchen wir uns da oben gar nicht mehr sehen lassen. Fragen: mad
hier bitte das Foto von Christoph Daum
der die Hände hochnimmt beim Schreien
Falls zu groß, bitte oben anschneiden
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen