: Böser Bobby
■ “Offener Video-Salon“ im Lagerhaus und im Schlachthof / Kleines Festival von und für Bremer Videoten
Video-Hasser und Volkspädagogen wußten es immer schon: „Das ist eher so ne Art Volksvergnügen.“ Christian Meyer vom Schlachthof meint damit nicht das Medium schlechthin, sondern den „Offenen Video-Salon“. Heute im Schlachthof und am Donnerstag im Lagerhaus, beide Abend ab 21h soll das Festival die Bremer Videoten in seinen Bann ziehen.
Daß der Salon kein steifes Kulturfestival, sondern eben ein möglichst heftiger Spaß werden soll, liegt an den Auswahl-Kriterien der Videos: Es gibt nämlich keine. Alles, was die Amateure aus Bremen und umzu einschickten, wird an zwei Abenden gnadenlos abgespult, 27 zumeist kurze Selfmade-Bänder.
Schon im vergangenen Jahr habe sich diese Form eines „Forums“ für die Bremer Szene bewährt, sagt Meyer. Vor allem das „direkte Feedback“ vom Publikum, aber auch von den KollegInnen im Saale, sei für die VideofilmerInnen wichtig. Der Salon soll Kicks geben und „Mut zum Weitermachen“ — in welcher Richtung auch immer.
Zwischen aggressiven Video- Messages im MTV-Style und elegischen Kurz-Spielfilmen ist also alles drin im Programm. Nur nicht so seicht und abgeschliffen wie bei den Profis. Eine ziemlich ruppige Anmache leistet sich die Gruppe AKAS mit „Der Weiße Westen“: Zum Thema „Bremer Drogenpolitik“ liefern Bild & Ton eine formvollendete Publikumsbeschimpfung.
Aber kein Volksvergnügen ohne den blanken Spaß am Spielen. Den liefert das „Icecream“- Kollektiv. Schnipsel aus alten „Dallas“-Folgen sind hier zu neuem Unsinn montiert und im trockensten Bremer Dialekt nachsynchronisiert: „Bobby wird böse“ und J.R. hat endlich mal das Nachsehen. Die Stereotypen der US-Unterhaltung werden hier mal auseinandergenommen und trefflich gegen den Strich gebürstet.
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