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Alles von unseren Steuergeldern

■ 20 Jahre „Kunst im öffentlichen Raum“: Streitbare Bilder für die Bremer

Was eigentlich amüsiert die beiden Alten so, die seit 17 Jahren von ihrem Wandbild am Rembertiring auf die Nachbarschaft herabblicken? Und was haben sie mit dem backsteinernen Bergfried zu tun, der — als Ausguck der BSAG getarnt — die Domsheide bekrönt?

Wer sich diese oder ähnliche Fragen schon mal gestellt hat, der hat, absichtlich oder nicht, bereits einen wesentlichen Beitrag zur „Kunst im öffentlichen Raum“ geleistet. Diese nämlich hat sich den Dialog zwischen Kunst und Alltagsleben zur Aufgabe gemacht — oder: die „Versöhnung von Kunst und Öffentlichkeit“. Und darin sind die Bremer Spitze. So stellt es die Kultursenatorin jetzt zumindest in einem Buch zum Thema dar: „Kunst im öffentlichen Raum 1973 bis 1993“.

Die Kunst, selbige unter die Leute zu bringen, üben die Bremer seit 20 Jahren wie keine andere Stadt. An rund 1000 öffentlichen Wandbildern, Skulpturen und Aktionen konnten sie sich seither stoßen, reiben und wahlweise erbauen. Das „Bremer Modell“ nahm am 9. Mai 1973 seinen Lauf: Da beschloß die Bremische Bürgerschaft, künftig eine eigene Haushaltsstelle mit dem Titel „Kunst im öffentlichen Raum“ einzurichten. Statt listig versteckte „Kunst am Bau“ (so hieß es noch in der Nachkriegszeit) zu produzieren, sollten und wollten KünstlerInnen sich fortan der breiten Diskussion stellen. Auch mit jenen BürgerInnen, die ansonsten der Kunst wenig Beachtung schenken, da diese ja bekannlich ins Museum gehört.

Die Schlagworte von „Kunst als sozialer Prozeß“ und von der „Demokratisierung staatlicher Kunstaufträge“ — in Bremen nahmen sie, früher als anderswo, konkrete Gestalt an. Nicht nur in der City. Gerade jene Stadtteile, die bis dato von schmucken Skulpturen, Brunnen und ähnlichem Repräsentationsgerümpel verschont geblieben waren — sie sollten die Künstler kennenlernen. Dabei galt es, den Menschen in Gröpelingen oder Findorff nun nicht irgendwas ins Straßenbild zu pflastern. Bei den besten Arbeiten ging es darum, die örtliche Historie und Umgebung im Kunstwerk zu reflektieren. Sei es auf einer sehr bildhaften Ebene wie bei Prof. Wallers Bunkerbildern über die AG-Weser oder auf eher assoziative Weise wie beim ruinösen „Lankenau-Monument“, das Hans-Jürgen Breuste am Rablinghauser Ufer installierte.

Wer sich in den „öffentlichen Raum“ begibt, der muß Kritik vertragen. Das gilt nicht nur für die eher abstrakten Monumente der Zunft. Gerade die anschaulichen Wandgemälde, gewissermaßen die „Bremer Spezialität“, gehörten in den 70ern und 80ern vielfach zum Tagesgespräch der Bremer. Was soll das sein? Etwa Kunst? Und von unseren Steuergeldern?

Kritik an den plakativen Fassadenbildern kam auch vom sogenannten Fach. Der „Realismus“ von Waller, Jimmi Päsler und anderen regionalen Größen neigte bisweilen auch zur gefälligen Buntheit und zu allzu simplen Aussagen. Wo mit frischen Regenbogenfarben gegen den grauen Betonsiedlungsalltag zu Felde gezogen wurde, da mischte sich schon ein diffuser Missionarseifer in den sozialen Kunstauftrag.

Und so sehr auch das „Prozeßhafte“ an dieser Kunst hervorgehoben wurde und wird: Der Großteil der Monumente ist den Bremern geblieben. Wo — das steht nun im Buch zu lesen. Einzelne Stadtteilkarten führen den Leser an die versprengten Orte der Kunst, von den Alten am Rembertiring bis in die Neue Vahr. two

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