piwik no script img

„Die Drobs wird überflüssig“

■ Beirat Mitte fordert die Auflösung der Drobs in der Bauernstraße / Gegen offene Szene

Das Viertel will nicht länger die offene Drogenszene aus ganz Bremen anziehen. Wenn es nach dem Beirat Mitte geht, soll die Drogenberatungsstelle (Drobs) in der Bauernstraße bis Mitte nächsten Jahres aufgelöst werden. Voraussetzung dafür ist das Angebot von alternativen Versorgungseinrichtungen im Viertel und von Beratungsstellen in anderen Stadtteilen. Das beschloß der Beirat am Montag abend mit den Stimmen von CDU, FDP und Grünen (und 3 Enthaltungen der SPD). Weiteres Ergebnis der Sitzung: der Zaun um den Ostertorpark soll dauerhaft gebaut werden und ein abschließbares Tor erhalten.

Beim Thema „Zustände in der Bauernstraße“ erregten sich die Gemüter des Publikums. Die Anwohner der Drobs litten unter der „allgemeinen Verrohung“ der Szene, die Drobs sei ein „Fanal“, das Junkies aus ganz Bremen ins Viertel ziehe. Deutlich wurde die Verbitterung der Viertelbewohner: „Das Problem ist nicht die Sucht, das Problem ist der Umgang der Stadt mit der Sucht. Bei uns werden die Junkies zusammengepfercht, um den Rest der Stadt sauberzuhalten.“

In dem Beschluß fordert der Beirat die Demontage der Drobs in ihre drei Bestandteile, die künftig „dezentral“ angeboten werden sollen: Ein Bus soll als mobile „Suppenküche“ durchs Viertel kurven; die medizinische Ambulanz soll an die Krankenhäuser angegliedert sein. Beratung, Spritzentausch und Hygiene sollen in mehreren Stadtteilen an Wohneinrichtungen gekoppelt werden. Danach werde die Drobs „nach elf Jahren zunehmender Belastung überflüssig.“

„In der Perspektive ist das Konzept realistisch, denn man kann nicht Drogenpolitik gegen die Bevölkerung machen“, sagte Karoline Linnert, grüne Sprecherin der Sozialdeputation dazu. Dezentralisierung der Anlaufstellen sei auch ein Beitrag zur Prävention. Aber ungeklärt sei weiterhin, was mit den bereits „stark verelendeten“ Junkies im Viertel passieren solle. „Es geht nicht, daß — wie beim Drogenstrich — diejenigen keine Hilfe kriegen, denen es am schlechtesten geht.“ bpo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen