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Verehrte Herr Bürgermeisterin!

Wädenswil (AP/taz) – Als erste Schweizer Gemeinde wird die Stadt Wädenswil im Kanton Zürich in ihrer Gemeindeordnung bei Personenbezeichnungen ausschließlich die weibliche Form verwenden. Einstimmig folgte das Gemeindeparlament einem entsprechenden Antrag der Sozialdemokratinnen, wie Sprecherin Hansruedi Maurer am Dienstag bestätigte. Neu soll es in dem Gesetzeswerk heißen „die Präsidentin“, „die Finanzvorsteherin“, „die Stadtingenieurin“, auch wenn es sich bei den bezeichneten Personen jeweils um Männer handelt. Damit sich die Sensiblen unter ihnen dennoch nicht übergangen fühlten, werde in der Präambel vorausgeschickt, Männer seien durchweg mitangesprochen, führte Maurer aus. Seit 100 Jahren seien die Männer erwähnt und die Frauen nur mitgemeint. „Für die nächsten 100 Jahre soll das Umgekehrte gelten, bis die Männer sich wieder wehren“, sagte Maurer. Dem Beschluß ging eine eingehende Prüfung von Alternativen voraus: Der Stadtrat von Wädenswil wollte bei der Revision der Gemeindeordnung an der männlichen Form festhalten und die Frauen in der Präambel einbeziehen. Die vorberatende Kommission empfahl jedoch als Kompromiß, konsequent weibliche und männliche Personenbezeichungen zu verwenden, die weibliche Bezeichnung aber voranzustellen. Die Gemeindeparlamentarierinnen hielten diese auf Ausgleich bedachte Lösung jedoch für zu umständlich und kippten die männliche Form zugunsten der weiblichen hinaus. „Enttäuschend wäre es, wenn die sonst unbestrittene Gemeindeordnung an der weiblichen Formulierung scheitern würde“, sagte Maurer. Die Stimmberechtigten werden voraussichtlich am 26. September darüber entscheiden.

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