: Mehr Sport zwischen Bratwurst und Fassbier
■ Mit einem neuen Regatta-Konzept jagen die Veranstalter der Kieler Woche 1993 dem internationalen Anschluß hinterher
dem internationalen Anschluß hinterher
Man bemerkt es kaum noch, wenn man heute nach Kiel kommt: Begonnen hat die Kieler Woche einst mit Segelregatten, mit zahlreichen Konzeptionsänderungen will man diesen Wettbewerben wieder den Rang verleihen, die sie einst hatten. Nicht mehr das Schubsen von einem Bierstand zum nächsten Bratwurststand, sondern der sportliche Wettbewerb sollen wieder im Vordergrund stehen.
Die Kieler Woche steuert einen neuen Teilnehmerrekord an. Zehn Tage vor dem Start der 99. Auflage des Segler-Traditionsfestes vom 19. bis 27. Juni lagen den Organisatoren am Mittwoch 1326 Zusagen aus 36 Ländern vor. Auf den Dreieckskursen segeln in 18 Boots- und Surfer-Klassen allein 1124 Konkurrenten, dazu kommen 202 Yachten bei den See-Wettfahrten. Insgesamt erwartet Kiel rund 4000 Segler. Die Liste wird sich in den nächsten Tagen noch erhöhen, wenn sich die Einreisefragen mit den Teilnehmern aus den GUS-Nachfolgestaaten lösen lassen. Bislang stellt die Kieler- Woche-Organisation die Bedingung vor Probleme, die gesundheitliche Versorgung für diese Aktiven garantieren zu müssen.
„Es ist erfreulich, daß die Anziehungskraft der Kieler Woche nicht nachgelassen hat“, sagte OK-Chef Dieter Rümmeli. Er tat dies besonders vor dem Hintergrund einschneidender Änderungen beim Regatta-Programm. Erstmals trennt sich die Veranstaltung zur Entwirrung auf den Wettfahrtbahnen und Konzentration des Ablaufs in zwei Teile. Am Beginn steht ein nichtolympischer Abschnitt vom 19. bis 22. Juni. Der zweite gehört vom 23. bis 27. Juni dann ganz allein acht der zehn olympischen Disziplinen. Lediglich die Mistral-Surfer gehen bereits an den ersten Tagen auf Kurs.
Das auf der Suche nach einem künftigen, attraktiveren olympischen Modus international in diesem Jahr verbreitete Gruppensegeln ist auf der Förde nur ein Experiment am Rande. Allein zwei Klassen werden aufgrund hoher Teilnehmerzahlen getrennt. Im Laser (150 Starter) wird das Feld in sechs Gruppen getrennt, im 470er der Männer (102) werden es vier sein. Die anderen Klassen erproben Kurzstrecken-Kurse, die bis zu drei Starts pro Tag zulassen sollen. Insgesamt 647 Teilnehmer werden sich in den olympischen Klassen auf den fünf Bahnen versammeln. Hinter Laser und 470er/Männer folgen Europe (98), Mistral (90), Starboot (54), Tornado (52), Finn-Dinghy (37) Soling (33) und 470er/Frauen (31) in der Teilnehmergunst.
Drei Olympiasieger von Barcelona sind dabei: Der Däne Jesper Bank im Soling sowie im 470er die spanischen Crews Jordi Calafat/ Francisco Sanchez Luna und Teresa zabell/Patrica Guerra. Für die deutschen Spitzensegler zählt die Kieler Woche ohnehin zum Pflichtprogramm.
Ganz neue gestaltet wurde auch das Programm für die Dickschiffsegler, 202 Hochseeyachten haben ihre Meldungen schon jetzt abgegeben. Damit wahrt die Kieler Woche ihren Ruf als größte Segelveranstaltung für Hochseesegler in Deutschland. Auftakt ist wieder die Regatta von Kiel nach Eckernförde am Sonnabend, bei der alle Yachten unter vollen Segeln aus dem Hafen gleiten. Aber auch bei den Dickschiffen wird experimentiert: Am Montag wurden mehrere kleine Rennen mit unterschiedlichen Kursen in das Programm aufgenommen, der Kiel-Cup wurde dafür von drei auf zwei Wettfahrten verkürzt. Für das beste Schiff der gesamten Serie gibt es als ersten Preis den neugestifteten Kaiserpokal. Mehr Medienwirksamkeit soll durch zwei Matchraces, Rennen Boot gegen Boot, in Ufernähe garantiert werden. Schon am Eröffnungswochenende gehen die besten deutschen Segler aus den olympischen Bootsklassen beim Aerosail-Technologie- Cup an den Start. Auf identischen Yachten des Typs Elf-Meter-One- Design geht es um einen besonderen Ehrenpreis: Der gewinnenden Klasse wird Aerosail eine technologische Fortentwicklung garantieren. Am zweiten Wochenende gehen dann die olympischen Solinge an den Start, Topfavorit ist dort der Berliner Jochen Schümann. ank
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen