■ Wie Ausländerhaß auf einen Schlag beseitigt werden kann:: Ein bescheidener Vorschlag
Neulich war ich mit einer Gruppe von Freunden zusammen, die wie ich aus dem Ausland stammen und in der letzten Zeit ihre Erfahrungen mit Inländern u.a. am Körper gesammelt haben, und wir haben uns gedacht, jetzt müßte den richtigen deutschen Bewohnern dieses Landstrichs kräftig unter die Arme gegriffen werden. Wir wissen, daß die meisten Deutschen keine halben Sachen machen, erst recht nicht mit uns. Anpassungswillig, wie wir sind, schritten wir gleich zur Tat. Auch in unserem eigenen Interesse wollen wir dazu beitragen, die kulturelle Atmosphäre gründlich zu entsorgen. Die folgenden Vorschläge zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Eingeborenen und den Andersartigen auf dieser Erde – ob inländisch oder ausländisch, schwarz, rot, gelb oder käsebleich, spindeldürr oder mit einem stattlichen Bierbauch – zeigen vielleicht unseren erworbenen Hang zu dem in diesem Land vorherrschenden Perfektionismus, aber wir hoffen, daß die Einheimis uns dadurch um so besser verstehen können.
Das Problem ist einfach: die Streitparteien sind streng voneinander zu trennen – in diesem Fall wir (die Täter) von denen (den Opfern). Wir wisen, daß Begriffsgenauigkeit bei den Ausländern schwierig ist. Einerseits sind viele dieser Exemplare von den Einheimis gänzlich ununterscheidbar, andererseits sind viele gut unterscheidbare dunkle Kreaturen aus dem Schoß von Einheimis entsprungen. Wir nennen der Einfachheit halber alles, was nicht ein Einheimi ist, ein AA – das Andersartige, (das und nicht die oder der). Manche unserer Vorschläge werden vielleicht eine kleine Gruppe von Einheimis härter treffen – nämlich diejenigen, die sich mit AAs assimiliert hatten, als ob so was etwas völlig Normals wäre. Aber das ist leider unvermeidlich.
Here we go:
1. Die Einheimis bleiben hier im Lande. Dies ist u.a. unter ökologischen Gesichtspunkten sinnvoll, da Unmengen Treibstoff, nötig für die Erschließung der Kolonie Deutsch-Nordostafrika, gespart werden und die AA-Seuche Aids, nicht mehr so leicht auf die Einheimi-Kegelklubmänner übertragen wird. Die Einheimi-Feriengebiete von der Ostsee bis zum bajuwarischen Wald werden aufblühen. Ihr könnt euch ein bißchen besser kennenlernen, werdet hoffentlich noch mehr unter euch „aufgemischt“. Deutschland ist schön, seine Täler, Auen, Mulden usw. In der winterlichen Regenzeit könntet ihr euch das lästige Einölen in der Ozoneinöde des Südens zur Vermeidung von Hautkrebs ersparen.
2. Auch das Kapital muß in seiner Wanderlust gezügelt werden. Es sollte lieber zu Hause bleiben, wo es für nützlichere Zwecke als z.B. die Produktion von Pestiziden in unseren AA-Breitengraden verwendet werden könnte. Insbesondere die Instandsetzung der von uns völlig verwahrlosten Wohnungen wird viel Zasta-Marchi verschlingen; eure Lieblingskreatur, der Hund, braucht auch mehr Wohnraum. Es wird überhaupt mehr Platz in den Großstädten für Hunde geben. Kapital werdet ihr auch benötigen, um wunderschöne Entsorgungsparks für euren Sondermüll zu errichten, den wir in unserer Heimat leider nicht mehr in Empfang nehmen dürfen. Siemens und VW machen nur Miese im Ausland; sie sollen ihr Geld lieber hier zum Fenster rausschmeißen.
3. Die Volkswirtschaft der Einheimis wird viel überflüssigen Konsum vermeiden können, wenn gänzlich auf ausländische Produkte verzichtet wird. No more Cola, Big Macs, Walkmen and Gamelboys, die sowieso eure Jugend so gründlich verderben wie früher die Nietenhosen. Wofür brauchen eure Bauern Sojaschrot und sonstige Futtermittel aus unseren Gebieten? Manche böse Zungen unter uns meinen, ihr ähnelt schon dem Tier, das ihr so gerne verspeist. Der allergrößte Häuptling unter euch war sogar Vegetarier; überlegt mal, zu welcher Machtentfaltung der Verzicht auf tierisches Eiweiß führt. Oh, wie schön wäre es – nur frische Produkte aus Deutschland – Bananen aus Hoyerswerda, Mandeln aus Solingen, PC-chips aus Dresden (Firma Robotron wird wieder reaktiviert) und Baumwolle von der Schwäbischen Alb.
4. Wichtiger vielleicht als der Verzicht auf ausländische Produkte soll eure totale Verweigerung sein, uns in der Restwelt mit euren Produkten zu versorgen. Ist es nicht der helle Wahnsinn, wenn manche verbohrte Idioten unter uns schon zum Boykott eurer Produkte aufrufen? Dieser Schritt wird überflüssig sein, wenn ihr konsequent genug seid, eure BMWs und Mercedes selber zu Schrott zu fahren. Die Vorstellung, daß wir in unseren Heimatländern eure Produkte nicht mehr werden erwerben können, ist sehr schmerzlich. Sie sind nämlich so preiswert und beliebt unter unseren Massen.
Ein Exportboykott eurerseits wäre eine wirksame Waffe. Leider wissen wir, daß ihr immer große Schwierigkeiten bei der Kontrolle des Exports eurer nützlichen Produkte wie Giftgas, Pläne für Atombombenfabriken und Raketen etc. gehabt habt. Benützt lieber diese Produkte im eigenen Land zum Wohl der eigenen Bevölkerung. Wie es so schön heißt: Mehr ist weniger (von euch).
5. Es gibt leider opportunistische AAs, in der Mehrzahl Wirtschaftsschmarotzer, die es nicht lassen können, Steuern an den Staat der Einheimis zu entrichten und Männer, die verblendet genug sind, in das gemachte Bett eines Einheimi- Weibes zu steigen – die partout dieses Land nicht verlassen wollen. Was macht ihr mit denen? Hier ist eine neue Art von Endlösung fällig, aber wir denken, daß dieses Mal sogar ein modus operande möglich ist, bei der nicht eine der beiden Seiten zu Seife verarbeitet werden muß. Wir brauchen nur ein bißchen Sonne, freundliche Nachbarn und eine relativ intakte Infrastruktur. Die Badenser haben den Ruf unter euch Einheimis, ein relativ flexibler, demokratisch-republikanisch gesinnter Stamm zu sein. Mecklenburg-Vorpommern andererseits ist halb leer, die Volksstämme in diesem Gebiet sind schon ziemlich eingeschüchtert, haben eine sehr effektive Ordnungsmacht in der Form von gut organisierten Glatzis und brauchen auch süddeutsches Know how. Jetzt das Projekt, bei dessen Verwirklichung euch Serbien bestimmt Entwicklungshilfe leisten kann:
Die finale Lösung
In Schwabenland wird eine vollständige ethnische Säuberung durchgeführt, und diese uneinsichtigen bleibewütigen AAs werden in dieser Ecke eures Reiches angesiedelt. Wir glauben, ihr habt ähnliche Maßnahmen z.B. mit den Südtirolern durchgeführt (allerdings ohne bleibenden Erfolg). Trotz Hin- und Herschiebens scheint das ein tüchtiges Völkchen geblieben zu sein. Unser Projekt wird nicht billig sein, da eine neue Mauer an der schwäbischen Grenze errichtet werden muß. Die Schwaben könnten sonst neidisch werden. Ihr habt ja gängige Erfahrungen im Mauerbau und wahrscheinlich auch genügend arbeitslose German Shepherds (euer Lieblingshund unter diesen teutonischen Kotmaschinen), um an diesem Bauwerk zu patroullieren – aber bitte an der Außenseite. Dann haben wir ein gut abgeschirmtes homeland, und ihr habt von uns wirklich nichts mehr zu befürchten. Blossom Watuba Kilborn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen