„Ich möchte selbst etwas bewegen“

■ Viel Polit-Ex-Prominenz bei der Gründungsveranstaltung der „STATT-Partei“

Eine illustre Gesellschaft versammelte sich am Mittwochabend um Markus Wegner, den Initiator der „STATT-Partei“: Neben rund 400 „Normalbürgern“ auch sogenannte Prominenz – noch-HSV-Präsident Jürgen Hunke, der frisch ausgetretene SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Silberbach und sein CDU-Kollege Jürgen Warnke. Auch Dagmar Pelzer war dabei, ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete der GAL. Doch sie alle trauten sich nicht, gegen Markus Wegner selbst anzutreten (Hunke überlegt noch, ob er überhaupt eintreten soll: „Das entscheide ich aus dem Bauch 'raus.“).

154 Ja- Stimmen und keine Nein-Stimme konnte Markus Wegner bei der Gründungsveranstaltung am Mittwoch für sich verbuchen. „Okay, wenn Ihr das alle wollt, dann nehme ich die Wahl an“, sprach der erste Vorsitzende der Wählervereinigung „Statt-Partei“. Nach seinem Gerichts-Sieg, der die Neuwahlen bescherte, nun ein weiterer Erfolg für Ex-CDU-Mitglied Markus Wegner.

Fast 400 Menschen drängen sich im Saal der Patriotischen Gesellschaft und harren der Dinge, die Wegner – fast schüchtern – mitzuteilen hat. Viel Neues ist es nicht: Man wolle „quer zum Parteienspektrum liegen und sei allein dem „Gemeinwohl verpflichtet.“ Vor Mitgliedsanträgen kann sich die „Statt-Partei“ kaum retten: 191 Partei- und Politikverdrossene füllen den Aufnahmeantrag aus. Sogar leise Unmutsäußerungen werden laut, als Wegner einen Aufnahmestopp für den Abend verkünden muß: Die Mitgliedsformulare reichen einfach nicht aus.

„Ich habe die Hoffnung, hier etwas gestalten zu können“, sagt Bettina Fischer, die früher mehrere Jahre Mitglied in der Jungen Union war. Die Studentin gibt damit das wieder, was viele „STATT-Partei“-Anhänger hoffen. „Als ich in der Zeitung von der Klage Wegners erfuhr, war ich sofort interessiert“, erzählt eine Tierärztin, die „sonst immer zwischen SPD und FDP wechselte.“ Sie fügt hinzu: „Ich möchte etwas bewegen, etwas Neues, Besonderes erreichen.“ Auch Dagmar Pelzer, ungeliebte Ex-GAL-Bürgerschaftsabgeordnete, trat der Wählervereinigung bei: „Bei den Grünen wird genauso gekungelt wie bei den anderen Parteien“, meint Dagmar Pelzer. Die „STATT-Partei“ halte sie für eine Gruppierung mit mehr Demokratie, die frischen Wind ins Rathaus bringe.

Wenn die „STATTparlamentarier“ in die Bürgerschaft kommen, möchten sie unter anderem folgendes erreichen: Die Zahl der Abgeordneten sollte um mindestens ein Drittel von 121 auf 81 verringert werden. Auch die Wahlkampfkostenerstattung aus Steuermitteln sollte gesenkt werden. Schließlich möchte man Volksentscheide einführen und die Abgeordneten direkt wählen lassen.

Am 19. September ist Wahltag. Markus Wegner kann sich 10 Prozent der Stimmen für die „STATT-Partei“ vorstellen.

Andrew Ruch