: Rätselraten um Bio-Siegel
■ Verbraucherzentralen testeten Etiketten von Bio-Produkten
Bei Bio-Produkten müssen VerbraucherInnen auch weiterhin Rätselraten betreiben. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Untersuchung der Verbraucherzentralen zur einheitlichen Deklaration von Bio-Lebensmitteln. „Auch zwei Jahre nach Verabschiedung der EG-Öko-Verordnung können Verbraucherinnen und Verbraucher „echte“ bio- Produkte nicht zuverlässig von „Pseudo-Bio“-Produkten unterscheiden“, heißt es in einer Presseerklärung der Verbraucherzentrale Bremen.
Seit dem 1.Januar 1993 müssen alle Produzenten und Verarbeiter von Naturprodukten nachweisen, daß sie die Bestimmungen der EG-Verordnung einhalten. Die Kontrolle soll über das Prüfsiegel „Ökologische Agrarwissenschaft-EWG-Kontrollsystem“ erfolgen. Bei den Kontrollen in 48 deutschen Städten untersuchten die Verbraucherschützer 324 Artikel, die den Eindruck erweckten, aus ökologischer Produktion zu stammen. Parrallel dazu wurden 365 Angebote an Obst und Gemüse überprüft. Das Ergebnis: nur „magere 28mal“ fanden die Ermittler einen Hinweis auf die Produktion nachRichtlinien der EG-Verordnung. Das vorgesehen Gütesiegel trugen insgesamt nur 13 Produkte.
Große Verwirrung herrscht nach Angaben der Verbraucherzentralen bei der Deklaration von Obst und Gemüse. Bezeichnungen wie „umweltschonend organisch kultiviert“, „naturnaher kontrollierter Anbau“ oder „Bio aus rückstandsfreiem Saatgut“ ließen keinen Rückschluß darauf zu, ob die Produkte nach der EG-Verordnung hergestellt worden seien.
Dieses Rätselraten der KonsumentInnen sei unhaltbar, meint die Verbraucherzentrale. Weil Bio-Produkte grundsätzlich teurer seien als konventionelle Ware, müsse dieser Preisunterschied nachvollziehbar sein. Sie fordern eine Nachbesserung der EG-Verordnung, so daß der Gebrauch des Kontrollvermerks für die so produzierten Waren zwingend vorgeschrieben werden sollte.
Hintergrund der EG-Verordnung ist die Förderung des ökologischen Landbaus, die Vermeidung von unlauterem Wettbewerb und ein besserer Schutz der Verbraucher. Wenn diese die Bezeichnungen nicht durchschauen könnten, warnte die Verbraucherzentrale, würde sich das Mißtrauen gegenüber ökologisch erzeugten Lebensmitteln verstärken, bpo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen