: Streit um Au-Pair-Stellen
■ Oldenburger Vermittlung im Zwielicht: Nur "billige Arbeitskräfte"?
Streit um Au-Pair-Stellen
Oldenburger Vermittlung im Zwielicht: Nur „billige Arbeitskräfte“?
Die Frage, ob Au-pair-Mädchen einer Städtepartnerschaft dienlich sind oder aber nur als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden, beschäftigt gegenwärtig die Stadt Oldenburg. Das Kommunale Büro für Städtepartnerschaft hatte dazu aufgerufen, sich für einen Au-pair-Job im befreundeten Cholet (Frankreich) zu melden. Ein alleinerziehender Vater von zwei vier und sieben Jahre alten Kindern aus dem französischen Ort habe angefragt. Er suche für ein Jahr eine junge Oldenburgerin „mit Führerschein“ zur Betreuung seines Haushalts und seiner Familie. Dieses Ansinnen blieb nicht ohne Widerspruch.
Ob die zu erwartende Arbeitsleistung des Mädchens für den französischen Architekten sich überhaupt mit dem Au-pair-Gedanken vertrage, wollte die Soziologin und ehemalige Frauenbeauftragte der Universität Oldenburg, Marianne Kriszio, erfahren. In den Richtlinien sei schließlich für Au-pair-Mädchen nur eine tägliche Arbeitszeit von vier bis fünf Stunden bei freier Unterkunft, Verpflegung und 350 Mark Taschengeld sowie der Besuch eines Sprachkurses empfohlen. In ihrer Anfrage an das Frauenbüro der Stadt Oldenburg wies Marianne Kriszio außerdem darauf hin, daß „sexuelle Belästigungen“ der Grund für den vorzeitigen Abbruch vieler Au-pair-Aufenthalte seien.
Die Pressesprecherin der Stadt Oldenburg wies am Dienstag den Verdacht der „Vermittlung von billigen Arbeitskräften“ zurück. So wie die Stadt deutsche Gastfamilien für französische Mädchen per Fragebogen überprüfe, gehe sie davon aus, daß in Cholet ebenso verfahren werde. Der Wunsch eines Oldenburgers, während des Kuraufenthaltes seiner Frau eine Französin als Au- pair-Mädchen zu engagieren, sei beispielsweise nicht an die Partnerstadt weitergeleitet worden. Seit Beginn der Städtefreundschaft zwischen Oldenburg und Cholet 1986 seien pro Jahr bis zu fünf Au-pair-Stellen hier wie dort vermittelt worden — Klagen habe es nicht gegeben. dpa
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