Ermittlungen verschlampt

■ Polizei ließ sich bei Suche nach Sachsenhausen-Brandstiftern viel Zeit

Potsdam (taz) – Bei den Ermittlungen gegen die Brandstifter der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen bei Berlin ist es zu erheblichen Verzögerungen und Unklarheiten gekommen. Der erste Hinweis auf den mutmaßlichen Brandstifter Ingo K. ging bereits am 12. Januar 1993 im Polizeipräsidium Oranienburg ein. Erst einen Monat später wurde der zuständige Polizeibeamte beauftragt, dem Hinweis nachzugehen und den Informanten erneut zu befragen. Thomas H., der Informant, sagte dann nochmals aus, daß Ingo K. einer der mutmaßlichen Brandstifter sei. Statt nun dem Vorwurf sofort nachzugehen, dauerte es noch einmal eineinhalb Monate bis zur ersten polizeilichen Vernehmung des Tatverdächtigen.

Die eingesetzte Sonderkommission der Oranienburger Polizei, die sogar durch Beamte des Landeskriminalamtes verstärkt worden war, brauchte also insgesamt knapp drei Monate vom ersten Hinweis bis zur Vernehmung des mutmaßlichen Brandstifters, der seit letzten Dienstag vor Gericht steht. Sie hatte wohl die Ankündigung des Bundeskanzlers nicht vernommen, die dieser gleich nach dem Brandanschlag kundtat: „Die Gewalttäter werden verfolgt und die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.“

Die Staatsanwaltschaft wollte zu den Ermittlungspannen keine Stellungnahme abgeben. Anja Sprogies