Festgehalten

■ „Momente“ - Schau einer Dekade: Friedemann Simon sieht Kampnagel

Seit zehn Jahren ist er bei fast jeder Premiere auf Kampnagel dabei. 1984, als sich das ehemalige Industriegelände zu einem wuchernden Freiraum der Künste wandelte, war Friedemann Simon einer der ersten Chronisten, die sich mit der Kamera der künstlerischen Wildnis annahmen. Das Schauspielhaus hatte gerade die Ausweichquartier in Winterhude verlassen, da übernahmen Hamburgs freie Theatergruppen mit der ersten „Besetzungsprobe“ das Gelände.

Simon gehört zu den wenigen Theaterfotografen, die während der Vorstellung nicht stören müssen, um treffende Fotos zu machen. Seine Beobachtungen aus zehn Jahren Sommertheaterfestival sind nun in der Halle K3 ausgestellt. Über 120, zumeist großformatige Schwarzweiß-Fotografien und einige Farbfotos unterbreiten sich dem Betrachter als festgehaltene Momente aus Theater, Tanz und Musik. Menschen und Gesichter haben es dem 43jährigen angetan, und folglich faszinieren ihn die vergänglichen künstlerischen Ausdrucksformen auf der Bühne. Thematisch oder nach formalen Aspekten gruppiert zieht die Ausstellung die Blicke in längst vergangenes Theaterleben.

Das dramatische Geschehen beschränkt sich nicht auf die Bühne. In den Hallen, aber auch zwischen Kränen und Stahlträgern, nackten Mauern und Gerüsten ereignet sich hier das Theater. Fleete wurden bei Bootsfahrten bespielt oder Hotelzimmer und Kaianlagen tanzend erobert — Simon lichtete das Schwebende, den Tanz des urbanen Alltags ab, genauso wie die alljährlich entstehenden Schlangen geduldig wartender Frauen vor der Toilette. Wie ein Familienalbum sind die Aufnahmen vom Festivalalltag gerahmt, interessant vor allem wohl für diejenigen, die damals dabei waren. Sie geben die Aufbruchstimmung wieder, aus der Kampnagel als ein Theaterzentrum von Weltruf hervorging. jk

K3, bis 7. August