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Ärger über „braune“ Briefe

■ Post-Zusteller wollen keine Wahlwerbung von Rechtsradikalen austragen / Post verweist auf gesetzliche Bestimmungen     von Torsten Schubert

Im Vorfeld der Hamburger Bürgerschaftswahl verschicken „Republikaner“ und „Deutsche Volksunion“ (DVU) Postwurfsendungen. Bunte Umschläge mit braunen Parolen, vor allem gegen Ausländer. Die Postdirektion Hamburg hat in einem Schreiben an alle 815.000 Haushalte darauf hingewiesen, daß sie zur Beförderung dieser Briefe verpflichtet sei. Ihre Zusteller hat sie mit 10.000 Buttons gegen Ausländerfeindlichkeit ausgestattet. Dennoch: Gegen die Zustellpraxis regt sich Protest.

„Es ist ein Skandal, daß nach Hoyerswerda, Rostock, Mölln und Solingen die DBP-Postdienst und ihre Beschäftigten erneut mit dem Hinweis auf die bestehende Annahme-, Beförderungs- und Zustellpflicht zur Verteilung der braunen Hetzparolen mißbraucht werden“, heißt es in einer Anzeige der Deutschen Postgewerkschaft (DPG). Der Aufruf „Stoppt ausländerfeindliche und rassistische Wurfsendungen“ wurde gleich „kartonweise unterschrieben zurückgeschickt“, freut sich der Hamburger DPG-Sekretär Wolfgang Abel. Er rät,direkt an die Post oder an Bundestagsabgeordnete Beschwerdebriefe zu schreiben, „damit die gesetzlichen Bestimmungen schnellstens geändert werden“.

Insgesamt hat die DVU bei der Post fünf Wurfsendungen in Auftrag gegeben. Drei wurden bisher ausgetragen. Allerdings nur an Haushalte, die an den Zustelltagen sowieso Post bekommen haben, denn das ist billiger: Ein Brief kostet dann acht statt 23 Pfennig.

Kritiklos nehmen die Postboten den Auftrag nicht hin. Rudolph Bracke (Name geändert) hat sich schlicht geweigert, die „braunen Briefe“ auszutragen. „Ich lasse mich nicht zum Handlanger von Schreibtischtätern machen“, begründet er seine Verweigerung und meint damit die Politiker, die dem „braunen Treiben“ tatenlos zusehen. Er ist im Postamt Lockstedt als einer von 70 Zustellern tätig. „Dort war ich der einzige, der sich offiziell geweigert hat“, berichtet er. „Doch viele Kollegen haben die Briefe zwar mitgenommen, sie aber nicht verteilt.“ Er rät, die Sendungen auf jeden Fall zurückzuschicken. Auch wenn sie von der Post zum Altpapier gebracht werden und nicht bei der DVU landen.

Der 34jährige Bracke wurde persönlich zur Zustellung aufgefordert. Einen Eintrag in die Personalakte hat es nicht gegeben. „Vor zwei Jahren gab es deshalb noch richtig Zoff.“ Diesmal wollte die Post die unangenehme Angelegenheit nicht hochkochen. Bracke nahm einen Tag Urlaub und die Briefe aus seinem Bezirk wurden von einem Kollegen befördert. Ein türkischer Mitarbeiter wurde gleich von der Arbeit freigestellt, weil das Amt ihm das Austragen der Briefe nicht zumuten wollte.

Unorthodox reagierten Kinder aus einem Kindergarten in Hamburgs Süden. Die überwiegend türkischen Kinder folgten dem Briefträger und fischten die DVU-Post wieder aus den Kästen. In zwei Stunden immerhin 400 Stück. Anschließend zerrissen sie die Wurfsendungen, steckten sie in einen neuen Umschlag und schickten sie unfrankiert ans Münchner Postfach des DVU-Vorsitzenden Gerhard Frey zurück.

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