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„Kriegen wir hin!“

■ Sanierung der St.Johanniskirche ist Anlaß zur Öffnung der Gemeinde

„Die Kirche ist kaputt,“ beschreibt Ulrich Hentschel, Pastor der St.Johannis-Kirchengemeinde Altona, seinen Arbeitsplatz. Eigentlich sieht der historistische Backsteinbau an der Max-Brauer-Allee gar nicht so einsturzgefährdet aus, aber das Architektenteam Klaus-Joachim Reinig und Rolf Sandow bestätigt: „Die Kirche muß saniert werden, um in ihrer Substanz erhalten zu bleiben.“

Die erste Phase der Außensanierung beginnt jetzt; 20.000 Steine sollen ausgewechselt, das Dach erneuert, die abgaszerfressenen Bleiverglasungen ersetzt werden - Kosten: 3,5 Millionen Mark. Das Geld kommt aus dem Baufonds des Kirchenkreises Altona, von den städtischen Behörden ist laut Henschel in Kirchenangelegenheiten nichts zu erwarten. Dabei hat das 120jährige Gebäude historische Bedeutung: Es ist die erste Kirche des berühmten Baumeisters Johannes Otzen, der noch sieben weitere Hamburger Kirchen entworfen hat.

Aber der Kirchenvorstand macht sich weniger über fehlendes als vielmehr über das vorhandene Geld Gedanken. „Angesichts dessen, daß unser Stadtteil ärmer wird, angesichts unserer Verpflichtung gegenüber den wirklich armen Christen der Welt sind solche Millionenausgaben fragwürdig“, gibt Henschel zu. Zu deren Rechtfertigung müsse die Kirche sich der Gemeinde öffnen. Die GemeindevertreterInnen möchten jetzt Kontakt mit Stadtteilgruppen aufnehmen und dort anknüpfen, wo im letzten Jahr mit dem Anti-Rassismus-Konzert und der Ausstellung der Stresemannstraßen-Verkehrs-Ini begonnen wurde.

Eine diskussionsrundenfreundlich Innenaussattung, verlängerte Öffnungszeiten und mehr Musik müßten her. Der Raum soll jetzt auch für nicht-kirchliche Zwecke genutzt werden. Henschel: „Für die Gemeinde wären Jazz-Konzerte in der Kirche allerdings gewöhnungsbedürftig, aber das kriegen wir schon hin.“

Ulrike Winkelmannn

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