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Geschäfte mit dem Opfer

■ Prozeß um Mord an „Chinesen-Kalle“ / Der Angeklagte streitet die Tat ab

Die 23. Große Strafkammer des Landgerichts versucht seit gestern, Licht in das Dunkel um die Ermordung des unter dem Spitznamen „Chinesen-Kalle“ bekannten Dieter Jagdmann zu bringen. Sein wegen Mord aus Habgier und Heimtücke angeklagter 43jähriger Freund Klaus A. bestreitet die Tat und lehnt es ab, Angaben zu seinem Lebenslauf zu machen.

Der zeitweilig als Leibwächter für die Berliner Rep-Spitze engagierte 45jährige Besitzer einer Karate-Schule war am 16.September vergangenen Jahres im Düppeler Forst erschossen worden. Der Verdacht fiel auf Klaus A., weil er zusammen mit dem Opfer in einem nahe gelegenen Restaurant kurz vor der Tatzeit gesehen wurde. Den gemeinsam verbrachten Vormittag und das Mittagessen schilderte der Angeklagte detailliert. Anschließend soll sich das Opfer von ihm getrennt haben, wobei er Angaben über mögliche andere Täter vor der Polizei verweigerte. Ein bei Klaus A. gefundener Tausendmarkschein mit Blutspuren des Opfers gilt als wichtiges Indiz für seine Täterschaft. Dazu erklärte er, das Blut stamme von einer Verletzung an Jagdmanns Hand, weil er sich beim Entladen einer Pistole einen Finger geklemmt und versehentlich den Geldschein statt eines Taschentuchs aus der Jackentasche gezogen hätte.

Ausführlich stellte Klaus A. gemeinsame Geschäfte mit dem Opfer dar. So soll es am Tattag auch um einen illegalen Goldtransfer aus Italien gegangen sein. Aus diesem Grunde habe „Chinesen- Kalle“ aus einem Tresor in seiner Charlottenburger Wohnung 500.000 Mark und eine Pistole mitgenommen. Der als verschuldet geltende Angeklagte will an dem Goldgeschäft mit einer Einlage von 250.000 Mark beteiligt gewesen sein. ADN/taz

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