piwik no script img

Ruhe den Geprüften

■ Noch keine Spur bei den Wiwis / Kripo wird nicht eingeschaltet

Dem Vizepräsident der Uni Hamburg, Prof. Dr. Gunter Engelhardt, liegt daran, sein aufrichtiges Bemühen herauszustellen: „Wir tun alles, damit die Studierenden ihre Klausuren in Ruhe schreiben können“. Deshalb will er die Kriminalpolizei vorläufig nicht einschalten: „Spurensicherung, Verhöre der Studierenden auf dem Campus, versiegelte Räume können wir jetzt nicht gebrauchen“.

So wird das Prüfungsamt weiterhin selbst den Hinweisen nachgehen, durch die am Montag aufflog, daß am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften mit Prüfungsfragen gedealt wird. Bisher gibt es weder von AnbieterInnen noch von KäuferInnen eine Spur; der Verdacht, daß irgendwer die Klausuren aus dem Prüfungsamt genommen und kopiert haben muß, ist schlecht beweisbar und ohnehin als Tatbestand strafrechtlich schwer zu ahnden. „Die Grenze zwischen Schummelei und Kriminalität ist hier fließend“, meint Uni-Sprecher Jörg Lippert und findet es auch „zu moralisch, gleich die Staatsanwaltschaft zu holen“.

Also eine verschmitzte Mogelei? „Es ist bedauerlich, daß ein Markt für Aufgabentexte da ist“, so Lippert. „Es ist jedoch kein Zufall, daß so etwas gerade bei den Wirtschaftswissenschaften passiert. VWL und BWL sind Massenfächer, in denen die Anforderungen steigen und einige Leute vielleicht ein seltsames Verhältnis zu dem haben, was ein Studium bedeutet. Notfalls kaufen sie sich ihr Diplom eben.“

Vize-Präsident Engelhardt, selber auch Volkswirtschafts-Professor, winkt ab: „Natürlich könnte durch Prüfungen, in denen nicht Wissen reproduziert wird, sondern Gutachten gefragt sind, sowie durch bessere Ausstattung und intensivere Betreuung so ein Vorfall vermieden werden. Aber wenn wir dafür Geld fordern, sind wir wieder die Jammeruniversität.“

Ulrike Winkelmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen