piwik no script img

■ Polizeiliche FehlkonstruktionSchnell nachbessern

Die polizeiliche Koordinationsstelle, die nach den Morden von Solingen auf Drängen von türkischen Organisationen eingerichtet wurde, ist ein Flop. Bereits nach vier Wochen sind die Konstruktionsfehler unübersehbar, die einer erfolgreichen Arbeit entgegenstehen. In der gegenwärtigen Form kann die Polizei nicht einmal die Vermutung entkräften, mit der Koordinationsstelle werde nur das eigene schlechte Gewissen beruhigt, weil eine solche Stelle im multikulturellen Berlin seit Jahren überfällig war.

Ein einziger und kompetenzloser Polizeibeamter, der nicht mehr als eine Telefonvermittlung ist, wird den Wünschen der ausländischen Berliner nicht gerecht – erst recht nicht ohne Kenntnis der türkischen Sprache. Schließlich sind die 145.000 türkischen Berliner die weitaus größte Volksgruppe unter den Ausländern. Auch die Einwände, schließlich könne es nicht darum gehen, eine parallele Polizeistruktur für Ausländer aufzubauen, greifen nicht. Der Polizeiführung muß längst klar sein, daß ein Teil der Arbeit dieser Stelle außerhalb der klassisch-hoheitlichen Aufgaben liegt. Sie besteht darin, erst einmal massive Vorbehalte ausländischer Menschen gegenüber der Polizei abzubauen. Ohne eine Öffentlichkeitsarbeit gerade in den türkischen Medien wird die Angst vor rassistischen Übergriffen von deutschen Beamten nicht abgebaut werden können – schließlich gab es gerade in den letzten Monaten einige gravierende Beispiele. Die Polizei wäre deshalb gut beraten, bereits jetzt Konsequenzen zu ziehen. Andernfalls verspielt sie jedes Vertrauen, sie meine es ernst mit dem Angebot einer besseren Zusammenarbeit mit den ausländischen BerlinerInnen. Gerd Nowakowski

Siehe Bericht auf Seite 22

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen