Im Kittchen ist absolut kein Zimmer mehr frei

■ Santa Fu platzt aus allen Nähten: Einzelzellen werden doppelt belegt

Die Hamburger Haftanstalt Santa Fu (Fuhlsbüttel) hat Platzprobleme. Seit August müssen dort Einzelzellen doppelt belegt werden. Die drangvolle Enge sei „dramatisch und menschenunwürdig“, klagt der Insasse Gunter Schmiedel, Sprecher der Bundesinitiative zur Gleichstellung im Strafvollzug.

„Wir müssen wegen Überbelegung zu dieser Maßnahme greifen“, bestätigt Justizbehördensprecher Dieter Weinert. Von den insgesamt 534 Einzelzellen seien derzeit 21 mit je zwei Gefangenen belegt. Eine Übergangslösung, die aber „absolut freiwillig“ sei. Diese Insassen hätten sich mit der Doppelbelegung der acht bis zehn Quadratmeter großen Zellen einverstanden gezeigt, Beschwerden habe es nicht gegeben.

„Das darf aber nicht zum Dauerzustand werden“, betont Weinert, generell herrsche im Vollzug das Prinzip der Einzelunterbringung. Im Untersuchungsgefängnis (Holstenglacis) kommen derzeit auf 587 Plätze 672 Gefangene.

Und noch etwas sorgt für Unruhe in Santa Fu: Am vergangenen Wochenende mußten einige Besucher von Gefangenen trotz körperlicher Beeinträchtigungen bis zu einer halben Stunde auf ihren Einlaß warten. Ein unübliches Verfahren: Insassenvertretung und Anstaltsleitung hatten 1989 vereinbart, daß Gehbehinderte und kranke Besucher ohne Wartezeiten eingelassen werden. Die Gefangenen haben nun Angst, daß die Sonderregelung von der Anstaltsleitung wieder abgeschafft wird. Die langen Wartezeiten vor dem Anstaltstor – dort gibt es weder Wetterschutz noch Sitzgelegenheiten - ließen die Besuchszeiten häufig auf klägliche 30 Minuten zusammenschrumpfen, so Schmiedel. Wenn nun auch noch die Sonderregelung gekippt werde, könnte dies alte Angehörige ganz von ihren Besuchen abschrecken.

Kein Grund zur Sorge, beruhigt jedoch Dieter Weinert. Anstaltsleiter Hans-Jürgen Kamp habe den Vorgang als „einmalige Panne“ bezeichnet. Der „vorübergehende Engpaß“ sei durch Personalmangel entstanden. Die Sonderregelung, so Weinerts Beteuerung, bleibt bestehen. sako