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Viva Viva!?

■ Vier Musikkonzerne wollen ein "deutsches MTV" starten

Eine Firma für Gastronomie- Einrichtungen, eine Immobilienberatung, eine Industriebeteiligungsgesellschaft und ein Pharma- Unternehmen – das sind die Telefonnummern, die man bei der Auskunft bekommt, wenn man nach Viva in Köln fragte. Aber ein Fernsehsender? Nein, der steht nicht im Telefonbuch, obwohl ein Musik- Fernsehkanal namens Viva mit Sitz in Köln seit einem Jahr immer wieder durch die Presse geistert. Das könnte sich ändern. Angeblich soll der Musiksender, der – anders als sein potentieller Konkurrent MTV – einen Schwerpunkt auf deutsche Popmusik (40 Prozent) legen will, im November dieses Jahres auf Sendung gehen. Durch eine verfrüht veröffentlichte Pressemitteilung der Plattenfirma Thorn EMI wurde letzte Woche bekannt, daß sich jetzt offenbar die nötigen Finanziers für das TV-Projekt gefunden haben: Außer der EMI haben die Musik- und Medienkonzerne Time Warner, Sony und Polygram einen Teilhabervertrag unterzeichnet. Auch der Hamburger Frank Otto (Otto-Versand), der den Radiosender OK-Radio betreibt, soll mitmachen wollen.

Damit sind vier der fünf großen Musikkonzerne in Deutschland an dem Kanal beteiligt. Der fünfte, Bertelsmannn, dem Labels wie Arista, Ariola und RCA Records gehören, hatte abgewinkt: Die Bertelsmänner sind offenbar mit dem Vox-Fiasko derzeit voll ausgelastet.

Michael Oplesch, der Geschäftsführer von Viva, hüllt sich zur Zeit in Schweigen. Vorgeblicher Grund: Die Viva-Teilhaber konnten sich noch nicht auf eine gemeinsame Erklärung verständigen. Offiziell soll Viva nun bei der PopKomm, einer Kölner Messe für Popmusik Ende August, vorgestellt werden. Das ist dann schon das zweite Mal: Michael Oplesch hatte bereits im vergangenen Jahr die Gründung des Senders auf der Kölner Messe bekanntgegeben. Damals hieß es, Viva solle im August 1993 auf Sendung gehen. Am 10. September 1992 gründete Oplesch dann zusammen mit der Wuppertaler PopKomm GmbH und sechs weiteren Gesellschaftern die Viva Medien GmbH. Kapital: 50.000 Mark.

Da das für die Gründung eines Fernsehsenders ein bißchen wenig ist, begab sich Oplesch auf die Suche nach potenten Geldgebern. Seither machten immer neue Gerüchte die Runde – und wurden von den angeblichen Gesellschaftern meist umgehend dementiert. Über die am 2. Juni dieses Jahres beantragte Sendelizenz will die Düsseldorfer Landesmedienanstalt (LfR) am 25. August entscheiden. Bei der LfR heißt es hinter vorgehaltener Hand, daß der Antrag von Viva wohl genehmigt wird. NRW-ansässigen Medienunternehmen werden nach dem Landesrundfunkgesetz bevorzugt Kabellizenzen erteilt. Anschließend muß Viva der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten vorgestellt werden. Sollte Viva dann im November tatsächlich auf Sendung gehen, müßte bei den meist völlig überfüllten Kabelnetzen unter Umständen ein anderer Sender seinen Platz im Kabel abtreten.

Und es ist „durchaus drin“, daß dann Viva seinen Konkurrenten MTV aus dem Kabel drängt, wie Joachim Lehnert, Technischer Direktor der Landesmedienanstalt in Rheinland-Pfalz, schon vor Monaten andeutete. Nach üblicher Rechtspraxis werden deutsche Anbieter vor ausländischen Stationen eingespeist.

Damit ist die Zukunft des Musikkanals aber kaum sicherer geworden. Denn nicht nur verunglückte Experimente mit Spartenprogrammen wie dem DSF, n-tv oder Vox machen viele Branchenkenner skeptisch, ob Viva Erfolgschancen hat. Fraglich, ob die Viva Medien GmbH in drei Monaten aus dem Nichts einen Sender aufbauen kann und woher die vielen Videos deutscher Bands kommen sollen. Auch wenn der Sender demnächst im Telefonbuch steht: Daß Viva im November auf Sendung gehen wird, ist eher zweifelhaft. (Siehe auch Kultur S. 16)Tilman Baumgärtel

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