Italien zieht aus Mogadischu ab

■ „Wir sind nicht daran gewöhnt, Massaker zu begehen“

Mogadischu/Rom/Bonn (AFP) Die 800 italienischen Blauhelm- Soldaten in der somalischen Hauptstadt Mogadischu ziehen ab. „Wir sind nicht daran gewöhnt, Massaker zu begehen. Wir lieben die Rambos nicht“, sagte Verteidigungsminister Fabio Fabbri gestern, um die Entscheidung zu begründen und die Kritik der römischen Regierung an der UN-Mission in Somalia (UNOSOM II) nochmals zu verdeutlichen. Die 800 in Mogadischu stationierten Italiener sollen im Rahmen der nächsten planmäßigen Truppenablösung Ende August in den Norden des Landes verlegt werden. In Mogadischu werde lediglich eine „begrenzte Präsenz für logistische Aufgaben“ aufrechterhalten, sagte Außenminister Beniamino Andreatta. Die UNO reagierte vorerst nicht. „Ich bin nicht autorisiert, zu dieser Frage etwas Spezifisches zu sagen“, sagte UNO-Sprecher Joe Sills in New York.

Italien hatte dem UNO-Oberkommando seit langem vorgeworfen, zu sehr auf das Militär zu setzen. General Bruno Loi, Chef des insgesamt 2.600 Mann starken italienischen Kontingents in Somalia, sollte aufgrund einer Intervention von UN-Generalsekretär Butros Ghali schon Mitte Juli abberufen werden. Der UNO-Untergeneralsekretär Kofi Annan hatte es als „unhaltbar“ bezeichnet, daß die italienischen Truppen Anordnungen des UNO-Kommandos verweigert und auf Befehle aus Rom gewartet hätten. General Loi wird jetzt – damit hat sich Italien durchgesetzt – erst Ende August „routinemäßig“ ausscheiden. Verteidigungsminister Fabbri sagte, die Truppenverlegung nach Norden sei die „geeignetste und am wenigsten schmerzhafte Lösung“ für die Differenzen zwischen UNO und Italien.

US-Außenminister Warren Christopher betonte unterdessen im US-Fernsehsender CNN, Clan- Chef Mohammed Farah Aidid stelle ein „großes Hindernis“ für den Frieden in Somalia dar. Am besten wäre es, Aidid würde gefaßt. Aidid hatte sich am Donnerstag zu Verhandlungen mit der UNO bereiterklärt.

Am Freitag abend wollte der deutsche Generalinspekteur Klaus Naumann das letzte Bundeswehr- Teilkontingent für den Somalia- Einsatz vom miltärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn verabschieden, teilte die Luftwaffe mit. Damit erreicht die deutsche Truppe in Somalia mit etwa 1.700 Mann ihren vollen Umfang.