■ Weg isser!
: Geldfresser

Aachen (taz) – Gotthard, der Arme: Irgendwer hat ihm nachts zwei Reifen aufgeschlitzt. 260 Mark, schimpft er. Tja, Autos sind teuer. Pech gehabt. Aber das gehört dazu.

Überhaupt das Geld. Gibt es einen Bereich im Leben von uns zivilisierten, angeblich aufgeklärten und rechenfähigen Mitteleuropäern, bei dem wir uns so viel vorlügen wie bei den Kosten für ein Auto? Fährt man gemeinsam, teilt man das „Spritgeld“. Folge: Der Eigentümer zahlt happig drauf. Ich habe ein paarmal versucht, zumindest die Betriebskosten von rund 25 Pfennig pro Kilometer (ohne Fixkosten wie Abschreibung, Steuer, Haftpflicht) nach solchen Gemeinschaftsfahrten anzurechnen. Da wären fast Freundschaften dran zerbrochen. Ein Auto kostet nun mal, grob gerechnet, mindestens 50 Pfennig pro Kilometer. Alle wissen es (und sei es vom ADAC oder anderen Verbrechersyndikaten), aber alle verdrängen es. „Meiner braucht nur knapp sechs Liter“ – ich kann es nicht mehr hören, diese Selbstverarschung.

Nachgerechnet: Mit gut fünf Mark war ich dabei, jeden Tag. Soviel hat mich mein Wagen gekostet, bei niedrigstem Versicherungssatz, nur daß er vor der Tür stand. Fast 80 Mark habe ich schon bei zweiwöchiger Urlaubsabwesenheit verschenkt, also schon ein gutes Essen zu zweit. Früher habe ich, wie alle hier in Aachen, auch immer meinen Diesel in Holland getankt (10 Pfennig billiger). Ersparnis: fast fünf Mark pro Füllung. Welch ein Deal! Ist ja auch so nah, zweimal sieben oder acht Kilometer, eine dreiviertel Stunde kam leicht zusammen – für knapp fünf Mark, immerhin! Minus 15 mal mindestens 25 Pfennig Fahrtkosten, macht Ersparnis von einer Mark. Stundenlohn schon nahe an die 1,50! Welch ein Deal! Bernd Müllender

Blatt 8 aus dem Tagebuch eines neuerdings autolosen Menschen am nächsten Montag