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Ausländer: Chancengleicheit ist nur ein Wort

■ Senatsbericht über Lebenssituation von Menschen ohne deutschen Paß in Hamburg

Ihr Anteil an der Hamburger Bevölkerung wächst stetig, aber die Anteilnahme der Hamburger Bevölkerung an ihrer Lebensituation wächst nicht im selben Maße. Im Gegenteil: Die Situation der ausländischen Bevölkerung in der Hansestadt hat sich in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert. Die Zahl der Arbeitslosen unter ihnen nimmt ständig zu, die Möglichkeiten zur beruflichen Qualifizierung durch Umschulungen und ABM wurden durch die Bundesregierung eingeschränkt, und auch die ausländerfeindlichen Delikte haben sich von 1991 auf 1992 verdoppelt. Dies geht aus einem Bericht des Senats hervor, den Sozialsenator Ortwin Runde gestern der Presse vorstellte.

Die Hamburger Zahlen: 15 Prozent der Bevölkerung der Hansestadt besitzen keinen deutschen Paß. Aber der Aufenthaltsstatus vieler Immigranten hat sich deutlich verfestigt: Hatten 1981 nur 1.843 Menschen eine unbeschränkte Aufenthaltsberechtigung, waren es 1992 bereits 31.890. Auch die Zahl der Einbürgerungen hat sich von 1991 auf 1992 mit 2172 fast verdoppelt.

Doch genau dieser Trend spielt sich auch auf dem Arbeitsmarkt ab – nur im umgekehrten Sinn: Lag die Ausländerarbeitslosigkeit 1980 noch bei 4,8 Prozent, erreichte sie 1992 die Marke von 13,5 Prozent. Unter Immigranten liegt der Anteil an Arbeitslosen damit doppelt so hoch wie in der deutschen Bevölkerung. Ein ähnlich negatives Verhältnis zeigt sich bei der Rentenversicherung: Zwar bringen ausländische Arbeitnehmer hier 7,8 Prozent des Beitragsvolumens auf, doch in ihre Taschen fließen letztlich nur 1,9 Prozent des Volumens wieder zurück.

Vergleichsweise zurückhaltend zeigte sich Hamburg bei ausländerfeindlichen Delikten: Mit 157 Straftaten in 1992 (Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung) lag die Hansestadt im Bundesvergleich an viertletzter Stelle.

sako

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