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Keine Diskussion mit der „Jungen Freiheit“

■ Potsdams Oberbürgermeister läßt den Chef der rechten Monatspostille ausladen

In Potsdam wird der Chefredakteur der rechten Monatszeitung Junge Freiheit (JF), Dieter Stein, keine Gelegenheit für einen öffentlichen Auftritt erhalten. Eine für den 10. Oktober geplante Diskussion des 26jährigen Geschichts- und Politologiestudenten im Schloßtheater der brandenburgischen Landeshauptstadt mit dem PDS-Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi und dem Historiker Julius Schoeps ist geplatzt.

Oberbürgermeister Horst Gramlich (SPD) wies gestern den Leiter der Projektgruppe „1000 Jahre Potsdam“, Börries von Liebermann, schriftlich an, Stein wieder auszuladen. Wie der Sprecher des Potsdamer Magistrats, Torsten Peters, gestern gegenüber der taz erklärte, wolle man dem JF-Chefredakteur kein „Forum für seine rechten Ideen unter einem städtischen Dach geben“. Gramlich selbst habe keine Kenntnis von der Einladung gehabt.

Stein war vom Veranstalter zur Gesprächsrunde „Potsdamer Diskurse“ eingeladen worden, die sich bis November in einer sechsteiligen Reihe dem Thema „Grenzen der Vergangenheitsbewältigung“ widmet (siehe auch taz vom 19.8.). Gysi und Schoeps hatten ihr Kommen ausdrücklich zugesagt. Zu Beginn der Reihe diskutierte am vergangenen Wochenende der FAZ- Herausgeber Joachim C. Fest.

Wie Pressesprecher Peters weiter erklärte, wolle man Liebermann keinen „bösen Willen“ unterstellen. Er müsse sich aber fragen lassen, ob unter den derzeitigen politischen Umständen eine öffentliche Diskussion mit Vertretern der Rechten angebracht sei. Sowohl von Liebermann als auch der Koordinator der „Potsdamer Diskurse“, Alexander Dill, waren gestern nicht mehr zu sprechen. Peters ging gegenüber der taz davon aus, daß die Veranstalter sich an die Anweisung halten werden. Schließlich sei von Liebermann gegenüber Gramlich als Stadtoberhaupt weisungsgebunden. Peters zur taz: „Herr von Liebermann wird von uns ordentlich bezahlt, also wird er auch den Wünschen des Geburtstagskindes entsprechen.“

Die 1986 gegründete Junge Freiheit hat ihren Sitz von Freiburg nach Potsdam verlegt. Das Blatt, in dem sowohl konservative CDU- Politiker als auch Vertreter der rechtsextremen Szene schreiben, will ab Januar 1994 als Wochenzeitung auf den Markt kommen. Severin Weiland

Siehe Kommentar auf Seite 21

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