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■ Das PortraitHumberto Ortega

Der 46jährige General ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten Nicaraguas. Die konservativen Parteien und der Unternehmerverband fordern seit langem seine Absetzung. Sie haben ihm nicht verziehen, daß er vor zwölf Jahren Drohungen ausstieß wie diese: Er werde „nicht ruhen, bis der letzte Bourgeois an einem Laternenpfahl aufgeknüpft“ sei.

Humberto Ortegas radikale Rhetorik stand immer im Gegensatz zu seiner pragmatischen Politik. Mitte der siebziger Jahre gründete er mit seinem Bruder Daniel die „Aufstandstendenz“ innerhalb der Sandinistischen Befreiungsfront. Diese Strömung propagierte ein taktisches Bündnis mit der bürgerlichen Opposition und bewaffnete Aktionen in den Städten. Diese Taktik brachte 1979 den Sieg über Diktator Somoza. Die Schlußphase des Aufstands wurde von Humberto Ortega von Costa Rica aus dirigiert.

Nach der Revolution baute er eine stark politisierte Volksarmee auf. Die Sandinisten begingen damals den Fehler, sich auf eine US- Invasion vorzubereiten und nicht auf einen zermürbenden inneren Krieg gegen eine wachsende konterrevolutionäre Armee gefaßt zu sein. Doch war Ortega pragmatisch genug, um schließlich auch mit den Contras zu verhandeln.

Taktiker Ortega

Foto: Reuter

Doch die Sandinisten verloren 1990 die Wahlen, noch bevor die Demobilisierung der Contras umgesetzt werden konnte, die im Rahmen des zentralamerikanischen Friedensplans ausgehandelt worden war. Humberto Ortega war es, der dann mit der Wahlsiegerin Violeta Chamorro die Spielregeln für die Machtübergabe aushandelte. Er holte dabei für sich den Posten des Armeechefs heraus – gegen die Zusicherung, die Streitkräfte drastisch zu verkleinern und zu entpolitisieren. Die Armee wurde von 90.000 auf 15.000 Mann reduziert – Soldaten, die in Esteli bewiesen haben, daß sie auch auf ihre ehemaligen Kameraden schießen.

Für die sandinistische Basis ist Humberto Ortega deswegen längst zur Unperson geworden. Für Chamorro aber, die ohne eine loyale Armee längst gestürzt wäre, ist er die wichtigste Stütze. Deswegen kann er gelegentlich auch in die radikale politische Rhetorik der Vergangenheit zurückfallen, ohne daß die Präsidentin ihre Drohung wahrmacht, ihn abzusetzen. Ralf Leonhard

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