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■ Im September wird „Hamburg in Prag“ hansestädtische Kultur vorstellen - ohne Rock und Underground
„Darf ich Sie anfassen?“ Wolf Biermann umarmte schüchtern Kultursenatorin Christina Weiss, die auf einer Pressekonferenz die Kulturwochen „Hamburg in Prag“ vorstellte. Biermann ist ein Höhepunkt auf diesem Festival, wo sich die Hansestadt vom 31. August bis 15. September mit Ausstellungen, Tanztheater, klassischen Konzerten und Filmvorführungen präsentieren wird.
Kultursenatorin Christina Weiss feierte das Festival als „bisher größtes Kulturprojekt“ seit Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Prag von 1990. Es solle hauptsächlich „den Austausch und die Kooperation junger KünstlerInnen fördern“, so die Senatorin optimistisch.
Wird allerdings ein Blick auf das Programm geworfen, so fällt auf, daß im Mittelpunkt der Veranstaltungen Leute stehen, die in Prag sowieso schon bekannt sind, wie Gerd Albrecht, seines Zeichens Generalmusikdirektor der Oper Hamburg und künstlerischer Leiter der Tschechischen Philharmonie, oder der umtriebige Wolf Biermann. Vergeblich wird dafür die große Hamburger Rock- und Underground-Musik-Szene gesucht. Gerade diese Musik aber spiegelt den aktuellen Stand des kulturellen Lebens junger Leute wider.
Statt dessen wird am Eröffnungsabend die Tschechische Philharmonie unter der Leitung von Albrecht ein Konzert mit Werken von Brahms und Dvorak geben - im Rudolfinum. Dort werden auch fünf gemeinsame Konzerte junger Hamburger und Prager Musiker zu hören sein. Die Prager Oper ist Spielort der Hamburger Tanztheatergruppe „COAX“ , die dort ihre aktuelle Inszenierung „Drifting“ präsentieren wird.
Auch fürs Auge wird einiges geboten: 40 Hamburger Comic-Zeichner, die schon in Hamburg bei „Am Anfang war der Strich“ und „Comopoly“ zu sehen waren, stellen ihre Werke aus. Daneben wird es eine Ausstellung von Computer-Künstlern geben, und Siegfried Kühl präsentiert Fotografien aus Hamburg. Einige Verlage werden aus Hamburg anreisen, um sich und ihre Neuerscheinungen zu präsentieren. Die Bücher bleiben gleich ganz in Prag, denn sie werden der Prager Bibliothek geschenkt. Außerdem können sich die Prager BürgerInnen noch am Film „Wir können auch anders“ von Detlef Buck erfreuen. Dieser und andere Filme werden im Goethe-Institut gezeigt.
Interessant könnte eine gemeinsame Modetheater-Show von und mit StudentInnen der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg und der Akademie für Angewandte Künste in Prag werden. Vielversprechender Titel: „Aus der Neuen Welt in RAP und Jamben“.
Peter Behrendt
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