■ Nachgefragt
: "Waffen machen Bestien"

Elisa Kauffeld hat zwei Weltkriege überlebt. Diesen Herbst wird sie 80 Jahre alt. — Das Erleiden der beiden Kriege hat sie zur überzeugten Pazifistin gemacht. Gestern nahm sie im Vorfeld des Anti- Kriegstages an einer Podiumsdiskussion des Bremer Friedensforums teil zur Frage „Wozu brauchen wir im geeinten Europa die Bundeswehr?“.

taz: Glauben Sie, daß die Bundeswehr noch notwendig ist?

Elisa Kauffeld: Ich bin eine Frau und immer schon unbewaffnet. Und ich wollte, die Männer würden endlich lernen, auch unbewaffnet durch's Leben zu gehen. Und ich wollte, man würde von Regierungsseite und von Militärseite endlich begreifen, daß unsere Verantwortung im vereinten Europa nicht in einer erweiterten Militärpräsenz, sondern auf dem menschlichen Gebiet liegt. Wir wären viel mutiger, wenn unsere Regierung sagen würde, die Soldaten sind laut Grundgesetz zur Verteidigung des Landes da und zu nichts anderem. Aber feige wie wir sind, reden wir jetzt den anderen nach dem Mund.

In Sarajewo sind rund zwei Millionen Menschen eingeschlossen. Doch die UNO verzichtet auf ein militärisches Eingreifen. Halten sie auch in Bosnien das Prinzip der Gewaltfreiheit für durchhaltbar?

Waffen machen Menschen zu Bestien. Das ehemalige Jugoslawien bestätigt das in ganz erschreckendem Maße. Frauen und Kinder sitzen dort und hungern und leiden. Warum weinen nicht all die Männer, die das verursacht haben? Ich glaube, daß man eine gewaltfreie Lösung finden könnte, wenn man nur wollte. Aber die UNO will weiterhin ihre Macht zeigen, anstatt mit den Politikern im ehemaligen Jugoslawien zu verhandeln. Sie hätten schon längst den Krieg beenden können, wenn sie nur wollten. Was haben wir denn von der UNO, wenn sie das nicht fertig bringt? Fragen: als