Der brave Soldat aus der Wandsbeker Filzfestung

■ Die taz-Serie zur Wahl / Heute Folge 6: Warum Bonn-Senator Peter Zumkley der Bonn-Senator wurde und was dabei herauskam / Maßgeschneiderte Zurückhaltung

Hamburg, „das Tor zur Welt“, lebt in dem irrigen Glauben, außerhalb der Stadtgrenzen beginne das Ausland. So leistet sich die kleine Stadtrepublik den absurden Luxus eines Bonn-Lobbyisten im Senatorenrang. Damit dies nicht so auffällt, ist der gute Mann gleichzeitig auch noch Chef des Senatsamtes für den Verwaltungsdienst, womit er oberster Arbeitgeber von nicht weniger als 100.000 StaatsdienerInnen ist. Eine seltsame Kombination.

Und seltsame Wege waren es auch, die den braven Wandsbeker Soldaten Peter Zumkley zu diesem Doppeljob brachten: Voscherau brauchte für die Ex-Grüne Thea Bock ein Bundestagsmandat und für die Wandsbek-Connection ein Senatorengeschenk. Ein Wandsbeker Reise-nach-Jerusalem: Zumkley spendierte sein Bundestagsmandat, wurde Senator und Vorsitzender des SPD-Kreises Wandsbek.

Als Fürst dieser edelsten Hamburger Filzfestung machte Zumkley allerdings eine schwache Figur. Lag es am fehlenden Kasernenhofton des neuerdings so verbindlichen Zumkley? Was auch immer: Gerade Zumkley patzt im Testfeld Filz.

Gab es öffentliche Auftritte, Statements, nachdenkenswerte Gedanken, föderale Visionen oder Konzepte für die Neugestaltung des öffentlichen Dienstes vom biederen Peter? Die Meßgeräte des taz-Test-Teams für die öffentlichen Emissionswerte zuckeln und ruckeln kein Millimeterchen weg von der Nullmarke.

Als Bonnsenator dagegen glänzte Zumkley – durch Nichtstun. Eine für ihn maßgeschneiderte Aufgabe. Zumkleys Zurückhaltung sorgte für eine der herausragenden Senatsleistungen: Nichts. Nicht einmal besondere Fehler oder auch nur Krach mit seinem Senatschef Henning Voscherau, der die Hamburger Außenpolitik eh für sich allein reklamiert.

Auch als Hamburgs Stadtpersonalchef setzte er auf substantielle Tarnung: Durch Nichtstun Fehler vermeiden und die eigene Existenz verschleiern. Daß Zumkley diese Politik mit einem gehörigen Schuß Selbstironie zu würzen versteht, bewies er mit seinem 49seitigen „Leitfaden für Erfolgskontrollen“, den er flächendeckend in der Hamburger Verwaltung verteilen ließ, damit diese „modern, leistungsgerecht und effizient“ werde. Bravo! Das taz-Test-Team zieht den Hut. Selten so gelacht. Das Testergebnis im Überblick:Filz: mäßig Emissionswerte: radikale Nullnummer Leistung: vorbildliches Nichtstun

Florian Marten

Morgen Folge 7: Innensenator Werner Hackmann