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Mal was Positives

■ Wie Filz nicht funktioniert und Henning Scherf vor sich selbst geschützt wurde

Es ist schon vertrackt, das mit dem Deutschsein. Die einen sind's auf Deibel komm raus, und die anderen schämen sich. Und dann gibt's wieder welche, die wollen's unbedingt werden. Aber, wer nicht gerade eine deutsche Oma vorzuweisen hat, der hat's schwer.

Es gibt nur wenige Auserwählte, wenn die deutsch werden sollen, für die wird Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Zum Beispiel wenn sie Handball spielen, zum Beispiel für den TUS Walle. Hinter dem Verein steht eine große Koalition: Jens Eckhoff ist nicht nur Handballmanager, sondern nebenbei auch noch CDU-Bürgerschaftsabgeordneter, und Claus Dittbrenner hilft nicht nur bei der Sponsorensuche, sondern versucht auch noch, die SPD-Fraktion zusammenzuhalten. Ob Ungarin, ob Polin, so manche Spielerin wurde ruckzuck eingedeutscht.

Aber manchmal hilft auch diese geballte Macht nichts, wenn man auf eine bockige Verwaltung trifft. Maria Basanova aus der Ukraine — was wäre die gerne deutsch geworden. Der Antrag wurde bei der zuständigen Sozialbehörde geprüft und für daneben erachtet: abgelehnt. Dann klingelte aber das Telefon bei der Ressortspitze: Interessierte politische Kreise, heißt es, seien drangewesen. Man kann sich's schon vorstellen. Wurde die Akte nochmal vorgeholt, aber keine Chance!

Schön, wenn man einmal berichten kann, wenn der Filz nicht funktioniert. Aber es kommt noch besser! Schon einmal gab es so einen Sportlerinnenfall. Auch damals hatte der Sachbearbeiter einfach das getan, wofür er bezahlt wurde: Der Antrag war so aussichtslos, daß er die Unterschrift unter den Aussiedlerausweis verweigerte. Damals war Henning Scherf noch Sozialsenator und Empfänger für interessierte Anrufe. Und eines Tages stand er im Zimmer des Sachbearbeiters: Er solle sich nicht so anstellen, das bißchen Unterschrift. Der aber wollte lieber ordentlicher Beamter bleiben. „Ach was, gib her“, hat da Scherf gesagt, „mach ich's eben selbst“, hat den Ausweis vom Schreibtisch gezogen und den Kugelschreiber gezückt. Da aber kam zufällig sein Staatsrat Hans-Christoph Hoppensack des Wegs. Hier kommt der Rächer der Moral, Held des Anstands. Hoppensack sprang hinzu, riß seinem Chef den Ausweis aus der Hand und denselben in kleine Schipsel: Man müsse Scherf vor sich selbst schützen.

Möglicherweise fehlt Scherf in letzter Zeit sein Hoppensack. Er macht keine ganz so glückliche Figur. Wir aber freuen uns. Schreiben wir mal was Positives, und den interessierten Kreisen zur Mahnung, findet Ihre Rosi Roland

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