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Arktis-Umweltkonferenz: Forschen statt handeln

■ Umweltminister der Anrainerstaaten debattieren über neue Frühwarnsysteme

Kopenhagen (taz) – In der Arktis ist die Umwelt durch Ölverschmutzung, PVC, Schwermetalle und Radioaktivität bedroht. Um eine „Strategie für arktischen Milieuschutz“ zu entwickeln, sind heute im grönländischen Nuuk die Umweltminister der Arktis-Anrainerstaaten zu einer dreitägigen Konferenz zusammengekommen. Es ist die erste Folgekonferenz eines Treffens der Minister aus den USA, Kanada, Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Rußland und Dänemark (Grönland), das vor zwei Jahren in Helsinki stattgefunden hat.

In Nuuk soll es ab heute um die Verabschiedung eines Umweltüberwachungsprogramms gehen. Außerdem wollen die Teilnehmerstaaten ihre Forschungsprogramme koordinieren, um Wissen über die Wirkung von Schadstoffen auf das arktische Ökosystem zu sammeln und darauf ein Frühwarnsystem aufzubauen.

Auf Initiative der grönländischen Selbstverwaltung ist zusätzlich das Thema menschliche Gesundheit in arktischer Umgebung auf die Tagesordnung gesetzt worden, zu dem – nach entsprechendem Druck – auch die RepräsentantInnen der arktischen Urvölker eingeladen wurden, die bislang bei ihren Regierungen nur wenig Gehör fanden.

So reisen VertreterInnen verschiedener Inuit-Völker (Eskimos), der Nordische Sami-Rat und der Zusammenschluß kleiner nordischer Völker, dem 26 ethnische Minderheiten aus der russischen Arktisregion angehören, ebenfalls nach Nuuk.

Man wolle „Nutzen aus deren Wissen ziehen“, betonte der Konferenzvorsitzende, der dänische Außenminister Niels Helveg Petersen.

Umweltschutzorganisationen allerdings werfen der Konferenz vor, zuwenig konkret zu sein. Es könne nicht um immer neue Bestandsaufnahmen und Frühwarnsysteme gehen, weil die akute Gefährdung der Polarregion seit langem erforscht sei. Ebenfalls bekannt sei auch, daß gerade das Ökosystem in dieser extremen Klimazone höchst empfindlich auch auf kleinere Umweltverschmutzungen reagiere. Darum müsse jetzt endlich gehandelt werden, fordern die Umweltschützer.

Im zur Verabschiedung anstehenden Aktionsprogramm werde zwar betont, daß es nie wieder einen Ölunfall wie die Exxon-Valdez-Katastrophe geben dürfe. Der Supertanker war vor Alaska ausgelaufen, wobei das Öl weite Teile der empfindlichen Küstenflora zerstört hatte. Tatsächlich aber würden die acht Arktis-Staaten die Ölgewinnung immer weiter ausbauen. Damit nehme automatisch der Schiffsverkehr zu, die Gefahr von Tankerunfällen in der Polarregion steige entgegen den offiziell geäußerten Absichten weiter an.

Norwegen und Rußland bereiteten umfangreiche Ölförderungen vor. Auch in Grönland befürchten die Naturschützer eine umfassende Ausbeute von Bodenschätzen, ohne daß dabei auf die Gefährdung der Umwelt Rücksicht genommen werde. Außerdem würden alle Staaten das Problem der Verseuchung des Nordmeers durch versenkten Atommüll einfach weiter vor sich herschieben, anstatt aktiv zu werden. Reinhard Wolff

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